■ LinsenSoufflé: Armierte Amazonen im Wilden Westen
Gar so rar, wie die Zeit uns neulich wieder weismachen wollte, sind unartige Mädchen im Westernkino keineswegs. Am selben Handlungsstrang wie die vier „Bad Girls“ Madeleine Stowe, Mary Stuart Masterson, Drew Barrymore und Andie MacDowell zogen „The Dalton Girls“, die zu den Klängen von – da feixt der Freudianer – „A Gun is My True Love“ schon 1957 kreuz und quer über die Leinwand ritten. Wie ihre berüchtigten Brüder von der Dalton Gang verdienten die resoluten „Flintenweiber“ (dt. Titel) ihren Lebensunterhalt mit Raubüberfällen und gaben einem Gesetzeshüter im Notfall schon mal die Kugel – und die stammte gewiß nicht von Ferrero Rocher. Merry Anders, Penny Edwards, Lisa Davis und Sue George verkörperten die vier streitbaren Damen, von denen nur zwei das Filmende erlebten.
Bereits 1928 war das Leben der legendären Revolverlady Belle Starr (1848 bis 1889) erstmals verfilmt worden. In späteren Versionen trieben Gene Tierney (1941) und Jane Russell (1952), dem historischen Vorbild gemäß, allerlei Unwesen in den Siedlungen des Wilden Westens. Eine treffsichere Yvonne de Carlo triumphierte 1949 als „The Gal Who Took the West“. Shelley Winters gab den knorrigen Westmännern 1951 in „Untamed Frontier“ ordentlich Zunder, Barbara Stanwyck tat sich hervor als „The Maverick Queen“ (1956). Zwar ist nicht alles Colt, was glänzt, aber auch Audrey Totter und Joan Leslie wählten vermutlich den berühmten Trommelrevolver, als sie sich in „The Woman They Almost Lynched“ zum klassischen Showdown trafen. Und eine der schönsten Westernrollen überhaupt hatte Shirley McLaine an der Seite Clint Eastwoods in Don Siegels „Two Mules For Sister Sara“ (1969).
Demnächst in Ihrem Kino: Sharon Stone, die in Sam Raimis „The Quick and The Dead“ stets ins Ziel trifft und ein paar Finstermänner vermöbelt, was ihr, eigenen Aussagen zufolge, eins wies andere gehörigen Spaß bereitet hat.
Unlängst feierten die Münchner wieder Filmfest und zeigten im Rahmen desselben auch einige Fernsehproduktionen, was hie und da einiges Befremden hervorrief. Aber die Münchner taten recht, denn längst schon sind Fernsehen und Film auf mannigfaltige Weise miteinander verbunden.
In den 50ern adaptierte Hollywood erfolgreiche TV-Dramen wie „Die zwölf Geschworenen“ für die Leinwand, in jüngerer Zeit liefern Serienklassiker wie „Maverick“ oder „The Beverly Hillbillies“ die Vorlagen für Kinofilme. Ohnehin profitiert das US- Kino seit je von der Popularität bekannter TV-Schauspieler – von Jack Lemmon über Michael J. Fox bis hin zu Jim Carrey reicht die Liste derjenigen, die ihre Karrieren auf dem Bildschirm begonnen haben.
Ähnlich verhält es sich mit Autoren und Regisseuren – Woody Allen, Mel Brooks, Rob Reiner, Steven Spielberg und viele andere erprobten sich zunächst in der Fernsehproduktion. Und Allen beispielsweise kehrt auch zu seinen Ursprüngen zurück – sein nächster Film ist eine reine Fernsehproduktion.
Harald Keller
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