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■ Linsen SouffléSpäte Torheiten und das schönste Paar von London

Hat eigentlich irgend jemand Jean-Paul Belmondo vermißt? Eben! Trotzdem kommt der Mann mit den inzwischen nicht mehr so dicken Lippen (weil 62 Jahre auf den auch nicht mehr so breiten Schultern) auf die Leinwand zurück. Nicht etwa in einer Charakterrolle, o nein, Belmondo bleibt der Rollenwahl seines Spätsommers treu und wird wieder einen albernen Haudegen geben. Dabei war er mal ein vielversprechender Schauspieler. 1961 lobhudelte Jean-Pierre Melville: „Belmondo ist der außergewöhnlichste Schauspieler seiner Generation. Er kann schlechthin alles. Sein Repertoire ist unendlich viel größer als zum Beispiel das Gabins in seinem Alter“ (Cahiers du Cinéma No. 124). Vorbei! Fünf Jahre nach seinem letzten Film, „Der Löwe“, agiert er jetzt – unter der Regie von Bernard Murat und an der Seite von Fanny Ardant – als perfekter Butler und Herzensbrecher. Interessiert sich jemand für den Titel des Filmchens? Na gut! Andere lassen sich ihre späten Torheiten wenigsten ordentlich bezahlen. Harrison Ford zum Beispiel, auch schon 53 Lenze alt, ist zwar (nach dem Drehschluß von „Sabrina“) immer noch mit der Auswahl eines Drehbuchs für „Indiana Jones IV“ beschäftigt, hat aber so ganz nebenbei mal eben ein paar Verträge unterschrieben, die ihm 40 Millionen Dollar Gage für zwei Filme einbringen. Den Anfang macht der Thriller „Devil's Own“, dann folgt die romantische Komödie „6 Days, 7 Nights“. Sean Connerys Alter dagegen ist völlig uninteressant. Der Schotte hat eine so starke Leinwandpräsenz, daß er mit 13 Mios für den Actionreißer „The Rock“, eine Art „Stirb langsam“ im Knast, noch unterbezahlt wirkt. In Hollywood ist die Gagenexplosion gerade das Thema. Aber es gibt natürlich auch noch andere. Elizabeth Hurley zum Beispiel, die kürzlich erst bei einer Kosmetikfirma als Exklusiv-Model angestellt, aber weltberühmt wurde durch einen Blowjob, den eine andere ihrem Lover als bezahlte Dienstleistung verpaßte, wird mit der silberpappeligen Knallschote Leslie Nielsen in „Spy Hard“ obenerwähnte „Stirb langsam“-Filme verarschen. Das könnte wieder in die Hose gehen. Denn wie hatte Frau Hurley noch nach dem Lippenstiftdeal gehofft: „Das Interesse an meinen Brüsten läßt jetzt hoffentlich nach. Es kommt ohnehin nur daher, daß Hugh der Presse dauernd erzählt, ich hätte das schönste Paar von London.“ Mal abwarten, was Hugh Grant diesmal einfällt. Als Zwischenspiel hatte der Hollywood- Klatsch sich den als „schwierig“ geltenden Marlon Brando ausgesucht bzw. wie der sich auf dem Set zu „Die Insel des Dr. Moreau“ verhalten würde. Doch Brando hatte gar keine Gelegenheit, sich zu verhalten. Drei Tage nach Drehbeginn wurde Regisseur Richard Stanley von den Produzenten wegen „kreativer Differenzen“ gefeuert. Brando macht Pause. Auch Andy Garcia hat kein Glück. Eigentlich sollte er ja der neue „Zorro“ werden. Doch nun bekommt doch Hollywoods Lieblings-Latin-Lover Antonio Banderas den Job. Das überrascht, ist Banderas doch sonst ziemlich pingelig bei seiner Rollenwahl. Als Madonna einst forderte: „Den will ich haben!“ (und zwar für ihr dröges Lustspiel „In Bed with Madonna“), winkte der Spanier gelangweilt ab. Er spielte lieber in „Philadelphia“ Tom Hanks sanften Geliebten. Karl Wegmann

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