Lieblingsfarben von Fliegen: Ein Algorithmus gegen Fliegen
Die Farbe Blau wirkt auf Fliegen anziehend – weshalb das so ist, macht nun ein Algorithmus deutlich. Er soll auch bei der Schädlingsbekämpfung helfen.
Stechfliegen haben eine Lieblingsfarbe: Blau. Die Vorliebe ist schon länger bekannt, deshalb haben Fliegenfallen oftmals diese Farbe. Aus welchem Grund die Insekten aber bevorzugt auf blauen Flächen landen, war bislang nicht klar. Schließlich ist Blau keine Farbe, die in der Natur besonders häufig vorkommt. Es kursierten lediglich mehrere Vermutungen: Könnte es sein, dass Fliegen blaue Flächen mit schattigen Plätzen verwechseln und sie zur Abkühlung ansteuern? Oder werden sie von der Farbe angezogen, weil sie sie mit Nahrung assoziieren?
Die Studie
Ein Team von der walisischen Aberystwyth University wollte es genauer wissen. Unter der Leitung von Roger Santer entwickelten die Forscher ein künstliches neuronales Netzwerk, das die Sichterfahrung der Fliegen mit ihren fünf Arten von Lichtrezeptoren nachahmt. Es lernte also, wie eine Fliege zu sehen.
Sie trainierten die Algorithmen des Netzwerks darauf, erstens Tierhaut von Blättern zu unterscheiden und zweitens schattige von nichtschattigen Bereichen. Beide Aufgaben habe das Programm „mit hoher Genauigkeit“ gemeistert, heißt es in der Studie, die vom Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht wurde.
Anschließend sollte das Programm, das das gemeistert hatte, blaue Fliegenfallen zuordnen. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Fliegen die Farbe Blau keineswegs mit Schattenplätzen verwechseln. Schattige Flächen erkannte der Algorithmus nämlich nicht an der Farbe, sondern vielmehr an einem Mangel an Licht.
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Um Tiere von Pflanzen zu unterscheiden, verglich das Netzwerk dagegen grüne und blaue Flächen durch die entsprechenden Fotorezeptoren. Blaue Fallen verwechselte der Fliegensimulator darum tatsächlich mit Tierhaut. Blau steht für die Fliege also für potenzielle Nahrung.
Was bringt’s?
Teamleiter Roger Santer hofft laut dem Guardian, dass die Ergebnisse dazu beitragen können, Fliegenplagen künftig besser zu bekämpfen. Mithilfe des neuronalen Netzwerks sei es möglich, die Mechanismen, durch die sich Fliegen zur Farbe Blau hingezogen fühlen, besser zu verstehen. Fallen könnten somit noch wirksamer gestaltet werden.
In vielen Teilen der Welt sind Stechfliegen eine Plage, die Krankheiten unter Tieren wie Menschen verbreiten. Santer nennt als Beispiel die besser als Schlafkrankheit bekannte Afrikanische Trypanosomiasis, die in Subsahara-Afrika endemisch ist.
Die Krankheit wird von winzigen Tierchen verursacht, die wiederum durch die Stiche von Tsetsefliegen übertragen werden. Weil es derzeit weder eine medizinische Vorbeugung noch eine Impfung gibt, sind Fallen ein wichtiges Mittel zum Schutz vor Infektionen. Feldstudien haben gezeigt, dass Tsetsefliegen, die in den Fallen landen, oftmals nicht gegessen haben – und somit wohl auf Futtersuche sind.
Leser*innenkommentare
Herma Huhn
Mücken oder Fliegen?
Die stechenden Viecher sind normalerweise in der Unterordnung Mücken zu finden, während Fliegen auch lästig oder sogar schädlich sein können, jedoch auf Futtersuche niemals nach Tierhaut suchen.
Jeff
@Herma Huhn Das stimmt nicht ganz: Fliegen suchen z.B. häufig Feuchtigkeit auf Tier- und Menschenhaut. Das ist ja auch Nahrung.
Ajuga
@Herma Huhn Stomoxys calcitrans.
Mein erster Gedanke war "was will diese Stubenfliege an meinem unbesockten Knöchel?" Mein zweiter Gedanke war "autsch!"
(Mein dritter Gedanke war: "das war also keine Stubenfliege; endlich treffe ich diese Drecksbiester mal außerhalb der Literatur".
Und dann klatschte es. Treffer, indeed.)
Naja, und Haematopota pluvialis natürlich. Obwohl ich die Bezeichnung "Pest-am-Arsch" bevorzuge.