piwik no script img

Liebling, es sind Laibach

■ Die slowenischen Provokations-Clowns in der Markthalle

Eigentlich ist es müßig über Laibachs plattitüdenhaften „Provokationen“ mit nationalistischen Symbolen und faschistoider Ästhetik noch viele Worte zu verlieren. Aber die großkotzige Geschmacklosigkeit, im Vorgarten Bosnien-Herzigowinas unter dem Titel Nato einen bunten Reigen Songs zu covern, die irgendwie mit Krieg beziehungsweise dem Kriegsgott Mars zu tun haben, könnte ruhig das Nachdenken über diese Band noch einmal anwerfen. Ein Großteil des Publikums in der Markthalle machte am Montag allerdings eher den Eindruck, als interessieren sie sich für dieses Thema genausowenig wie für die Musik des neuen Albums.

Die neun Songs von Nato spielten Laibach pflicht-provokativ in der korrekten Reihenfolge runter. Ihre opulenten Choreinlagen, Orchesterbombast, heftigem Baß, Techno- und Militärrhythmen, Schlachtrufen und der üblichen markigen Gruftstimme klingen allerdings inzwischen so, als hätten Michael Cretu und ein x-beliebiger Techno-DJ Pate gestanden. Von Gustav Holst' „Mars“ über Edwin Starrs „War“ bis zur DAF-Hymne „Alle gegen Alle“ klingt Nato tanzbar und unterhaltsam, jeden Innovationsanpruch und die inhaltlichen Platitüden einmal ausblendet.

Zu diesem zwiespältigen Genuß gibt es Illustrationen mit Planeten, Kreuzen, Waffen und Natoemblem. Auch in einer Auflistung internationaler Firmennamen durfte Nato nicht fehlen. Wenn das man nichts mit Kritik zu tun hat...

Mehr Stimmung kam auf, als Laibach einen kurzen Querschnitt älterer, brachialerer Songs boten, bei dem ihre „Sympathy For The Devil“- Version, „Drzava“ (Der Staat) oder „Opus Dei“ (Life ist life) nicht fehlen durften. Insgesamt also doch ein vergnüglicher Abend - wenn man nicht darüber nachdenkt. Niels Grevsen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen