piwik no script img

■ StandbildLiebhaberei

„Lovers“, Montag, 19.25 Uhr, ZDF

Es ist eine Unsitte, neuerdings alles Nichttragische, Nichtvölligernste, Nichterhabene programmatisch gleich zu einer TV-Komödie zu stempeln. Denn bei Lichte betrachtet war die „unterhaltsame Komödie“ (O-Ton ZDF) „Lovers“ von Xaver Schwarzenberger viel facettenreicher und melancholischer, als das Label glauben machte. „Man muß das Haus täglich neu mit Liebe füllen“, belehrt Lavina ihre halbwüchsigen Töchter gerade über das Geheimnis einer glücklichen Ehe. „Dreh dich jetzt nicht um, Mama“, antwortet ihre Älteste. „Dein Mann füllt gerade das Haus neu. Mit einer anderen.“

Noch in der gleichen Nacht verläßt Lavina Haus und Ehe, um ein neues Leben zu beginnen, das am Ende doch wieder in den Armen ihres Gatten happy endet. Komödie halt. Aber darum ging es nicht wirklich. „Das hier ist ein Versuch, eine Übung, ein Was-weiß-ich!“ sagt Lavina über ihre emanzipatorischen Gehversuche, und es erstaunt, wie glaubhaft Michaela May ihre Figur zu spielen und ihre gedrechselten Dialoge zu sprechen vermag. In Erwin Steinhauer als Gatte Jakob findet sie einen ebenbürtigen Partner. Den muffeligen, unsympathischen Pantoffelträger vom Anfang spielt er genauso stark wie später den an sich und seiner Ehe zweifelnden Mittvierziger. Wenn er von fehlender Zärtlichkeit und zuviel Routine spricht, redet sie von Betrug, Lüge und Ehebruch. Wenn er sagt „Komm zurück“, sagt sie noch „Niemals!“, als längst klar ist, daß sie sich nach einer Versöhnung sehnt.

Da saß man dann da und schaute das sehr gerne an, fragte sich aber, ob das Tempo für den Sendeplatz nicht zu langsam, die Melancholie für die Zielgruppe nicht zuviel sei. Noch so eine Unsitte. Klaudia Brunst

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen