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Lieber junge als alte Säcke

■ „Stadt Land Mord“ von Fanny Müller und Susanne Fischer

Irenes Otto ist zugleich Marie-Luises Werner und also Bigamist – besser: Er war es. Denn für Irene Todtenhaupt und Luise Fleischmann ist er tot – und das zum Glück. Viel war ja ohnehin nicht dran an an diesem Kerl, wie sich die beiden frisch gebackenen Witwen in ihrem Briefwechsel versichern: Der einen war er ein „Trostpreis“, ein „braungebrannter Schmierlappen“ der anderen.

Fanny Müller und Susanne Fischer, bekannt aus Funk, taz, titanic und und und, legen mit Stadt Land Mord einen Gattenmord wie ein Kinderspiel im Briefroman hin – also feministischer Humor at it's best? – Naja, in etwa in der Dimension „Lustigkeit kennt kein Pardon“.

„Überhaupt sehen Männer im Anzug für mich alle gleich aus, schon zumal nach dem fünften Whisky. Da ist auch ohne Anzug einer so gut wie der andere“, findet Irene, eher keck als böse. Und ihre Briefpartnerin, die sich – welch ein Zufall! – als alte Schulkameradin entpuppt, spricht ebenso wissend wie kokett von „Emanzipation hin, Emanzipation her – ich finde, wenn es hart auf hart geht, kommt die Nummer ,Du bist groß und stark und ich bin klein und doof' immer noch am besten“.

Wilder Weiber schwarzweißer Witz am Wühltisch wahnsinnig ... Und am Ende ist der Verblichene gar nicht tot, wird aber schlußendlich von Irene und Marie-Luise zur Strecke gebracht.

Die „Kriminellen Briefe nachgelassener Frauen“ schmecken als kleine Bettlektüre zu behaglichem Kerzenlicht. Tee und Kerzen, dazu neckisch-resignative Seufzer und ein knarzendes „Die Männer sind alle Verbrecher!“ ... und die „jungen Säcke“ alle lieber als die alten. Aha.

Petra Möbel

Lesung morgen, Haus Drei, Hospitalstr. 107, 20 Uhr Susanne Fischer / Fanny Müller: „Stadt Land Mord“, Edition Tiamat, 156 Seiten

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