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Archiv-Artikel

Lieber bürgerlich als links

betr.: „Grüne in der Falle“, Kommentar von Ulrike Herrmann, taz vom 6. 2. 08

Was mir ganz und gar gegen den Strich geht, ist die „klammheimliche“ Freude über das Existieren der Linken (und links davon) und das vermeintliche Scheitern der Bürgerlichen. Hier wird seitens der Redaktion mit zweierlei Maß gemessen. Links ist im Prinzip – jedenfalls aus der Sicht der taz – etwas Gutes, Unterstützenswertes, da scheint schon die Mitte der SPD und die bürgerliche Mitte von CDU und FDP mehr als suspekt. Sogar die Grünen (die als einzige Partei ein progressives zukunftsführendes Profil haben) wird der Kumpanei mit den (bösen) Bürgerlichen bezichtigt.

Völlig verdrängt wird dabei, dass sich in der Linkspartei mit Bezug auf maßgeblich agierende Personen auf der Landes- und Ortsebene ein Parteikader etabliert hat, der seine Wurzeln vielfach in den nicht gerade erfolgreichen Programmen und angreifbaren Überzeugungen der kommunistischen (und linkssozialistischen) Bewegung hat, wie zum Beispiel in den Parteiprogrammen von KPD, DKP, SED und PDS.

Unrechtssysteme, wie sie die DDR mit ihrem schrecklichen Beitrag zur Bevormundung und Drangsalierung der Bevölkerung darstellte, scheinen aus der Sicht vieler „Linker“ verzeihlich oder werden sogar in irgendeiner Weise gerechtfertigt oder „weichgewaschen“.

Ich bin ganz und gar nicht der Ansicht, dass es gut ist, die Linke zu tabuisieren. Ganz im Gegenteil: Das Thema Verteilungsgerechtigkeit ist ein ernstes Thema, und diese Gesellschaft muss das Problem lösen. Aber es wäre sträflich, dieses existenzielle Thema so zu behandeln, als ob es nur Die Linke bewegt. Die Linke hat sich geschickt dieses Themas angenommen, verfolgt aber in ihrer langfristigen Politik (dies ist mein subjektives Gefühl) erneut eine Bevormundung unserer Gesellschaft. Der Zulauf von Protestwählern ist kein Beweis dafür, dass Parteiprogramme überzeugend sind.

Bei aller berechtigter Kritik an den Verhältnissen: Mir ist das so genannte Bürgerliche mit all seinen Unzulänglichkeiten, Zumutungen und sicherlich auch Ungerechtigkeiten tausendmal lieber, als eine bevormundende (Freiheit einschränkende) Besserwisserpartei, die es geschickt versteht, die Enttäuschten um sich zu versammeln und auf dem derzeitigen Mainstream Politik zu machen!

HOLGER DRESSLER, Hamburg