: „Liebe taz...“ Wer soll dann noch nach Osterholz?
Betr.: „Radio Bremen im Würgegriff“, taz bremen vom 26. Januar
Als ich in den 80er Jahren in Bielefeld und Göttingen studiert habe, habe ich fast ständig die Radiosender der britischen und amerikanischen Streitkräfte in Deutschland gehört. Für mich war entscheidend, dass die dortigen Militärsender genau das Angebot hatten, was ich gerne hörte. Ent-scheidend war also das Produkt und nicht etwa der Standort des Senders. Oder kennen Sie etwa Bielefeld Sennelager?
Das Ergebnis einer Verlagerung des Senders Radio Bremen ins Faulenquartier, das nach dem derzeitigen Stand favorisiert wird, überrascht kaum.
Bedauerlich ist allerdings, dass offensichtlich von vielen Beteiligten, mit Ausnahme der CDU-Bürgerschaftsfraktion, die kostengünstigste Variante, nämlich eine Zusammenfassung der Standorte von Radio Bremen an die Hans-Bredow-Straße nicht weiter vorangetrieben wird.
Das nunmehr vorliegende „Zwischenergebnis“ ist ein Produkt einer Diskussion, die von vornherein ohne Vertreter der betroffenen Stadtteile Osterholz sowie Schwachhausen/Vahr geführt wurde.
Bis heute wurde weder dem Ortsamt noch dem Stadtteilbeirat Osterholz trotz mehrmaliger Anfragen das Gutachten von Radio Bremen zur Kenntnis gegeben. Selbstverständlich werden bei entsprechenden Diskussionsveranstaltungen in der Innenstadt auch keine Vertreter der betroffenen Stadtteile eingeladen, da ja womöglich kritische Stimmen geäußert werden könnten.
Dies ist umso bedauerlicher, da der Sender Radio Bremen selbst von der Meinungsäußerung anderer lebt und ein Interesse auch an einer Meinungsvielfalt haben sollte, aber offensichtlich in dieser Frage nicht hat: Was bringt eine Sanierung der Krause-Bauten in Tenever für 200 Millionen Mark, wenn man andererseits wichtige Arbeitsplätze an der Peripherie in die Bremer Innenstadt verlagert und damit dem Stadtteil Osterholz dokumentiert, dass sich nicht einmal die Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Senders dort wohlfühlen? Wer soll dann eigentlich noch in die Osterholzer Feldmark ziehen?
Ich hoffe, dass der Meinungsbildungsprozess noch nicht abgeschlossen ist und nach wie vor die Stadtteile in die Überlegungen mit eingebunden werden. Dies wäre für uns alle zu hoffen.
Ulrich Schlüter Ortsamtsleiter Osterholz
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