: „Liebe taz...“ Ohne Chemie gegen Flöhe –betr.: „Die Invasion des „Ctenocephalides felis“ oder: des Katzenflohs, taz vom 19./20.12.
Ein Floh im Bett, da haben wir den Salat! Wie konnte das passieren? Hatte die Autorin nicht alles unternommen, um einer solchen Katastrophe vorzubeugen? Der Kater schläft zwar im Bett (ist anscheinend völlig normal – ist ja auch Frauchens oder Herrchens Sache, aber damit ein für allemal klar ist: Katzen und Hunde haben nun mal hin und wieder Flöhe!). Eigentlich hätte aber nichts passieren können, denn er trug ja sein Flohhalsband (Ist das eigentlich auch normal? Womit, glaubt die Katzenliebhaberin wohl, machen besagte Halsbänder den Flöhen den Garaus? Walnußblätterextrakt ist es jedenfalls nicht.
Nun sind sie jedenfalls da, und es ist eine Invasion, und sie sind natürlich überall (Glaube ich einfach nicht, Flöhe sind nicht überall.). Eine fundierte Information über die Lebensweise von Flöhen wäre an dieser Stelle wichtig. Da geben Bücher außer einigen spektakulären Zahlen über die enorme Vermehrungsrate (o Schreck!) einfach nicht genug her.
Der Tip von der Dame aus dem Gesundheitsamt (Staubsaugen!) war richtig, stößt bei der Autorin aber auf taube Ohren. Die Flöhe müssen auf der Stelle weg, da ist keine Zeit für wochenlanges Staubsaugen. Überhaupt darf es keine Mühen machen, und giftig soll es auch nicht sein – die Quadratur des Kreises ist gefragt.
Vor allem muß es schnell gehen – vielleicht doch der Schädlingsbekämpfer? Doch, was für eine böse Überraschung, die sind ja gar nicht richtig ausgebildet. Da mach ich's doch lieber selber, das wäre doch gelacht, mit meiner jahrelangen Erfahrung mit Flöhen und dem sachgemäßen Ausbringen von Giftstoffen. Und billiger ist das obendrein!
Leider haut es nicht so ganz hin. Die Wohnung ist eingenebelt, die Flöhe freuen sich immer noch ihres Lebens.
Also doch der Schädlingsbekämpfer. Doch wie entscheide ich, welcher der Beste ist? Jedenfalls sind arge Zweifel angebracht, daß der Billigste auch der Beste ist. Eine sachgerechte Schädlingsbekämpfung mit dem Ziel, möglichst wenige Giftstoffe einzusetzen, ist nun einmal etwas aufwendiger und kostet daher etwas mehr. Dazu gehört z.B. auch eine ausführliche Beratung, wie einer Flohplage in Zukunft vorzubeugen ist (indem zum Beispiel der Kater einen anderen Schlafplatz bekommt).
Aber: Ende gut, alles gut. Der nette Herr mit dem merkwürdigen Schutzanzug. Gut, daß ihm die Autorin nicht verraten hat, daß sie selber schon mal ein bißchen rumgenebelt hat, ganz ohne Schutzanzug, versteht sich. Dann hätte er vielleicht Abstand von der Behandlung genommen. Denn wer will bei etwa auftretenden Gesundheitsschäden entscheiden, welches Gift dafür verantwortlich war? Die Wohnung wird ausgesprüht, der Kater bekommt noch eine Flohkur (womit? Walnußblätter werdens auch hier nicht gewesen sein!). Aber so schlimmm war's auch wieder nicht, denn Kater und Kater-Frauchen leben noch. (Tot umfallen tut schon niemand. Spätschäden mit unspezifischen Krankheitssymptomen, für die nur schwer eine Ursache auszumachen ist, können allerdings auch nicht ausgeschlossen werden.) Hauptsache, die Flöhe sind weg und es herrscht wieder Ruhe in der Wohnung.
Fazit: Wer seine Katze im Bett schlafen läßt und auf die alleinseeligmachende Wirkung von Flohhalsbändern vertraut, muß auf gelegentlichen Flohbesuch gefaßt sein und sollte einen Dauerauftrag an einen Schädlingsbekämpfer vergeben.
Michael Ruhnau, Dipl. Biologe beim Verein für Umwelt- und Arbeitsschutz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen