: „Liebe taz...“ Maut-Station an die Wümme-Brücke
Betr.: Linie 4: Endstation Borgfeld, taz-bremen vom 18.3.
Täglich rund 28.500 Autos aus Lilienthal Richtung Bremen sind eine echte Verkehrslawine. Abends rollt diese dann in umgekehrter Richtung zurück. Das ist eine enorme Belastung für die Umwelt und alle Beteiligten, nicht nur für die direkten Anrainer an den Hauptverkehrsstraßen, auf denen bis zu 45.000 Autos täglich gezählt werden. Die meisten von ihnen im eigenen Auto, unterwegs als Dauerpendler, denen eine umweltverträgliche Alternative angeboten werden sollte.
Das ÖPNV-Angebot muss schnell, sicher, bequem und zu einem fairen Preis erhältlich sein, damit es angenommen wird. Das ist mit einer Straßenbahn auf eigenem Fahrweg möglich. Wenn aber die Straßenbahngleise durch Höhe und Breite autobahnähnliche Trassen erzeugen, Orte zerschneiden und von Fußgängern wie Radfahrern als Hürde empfunden werden, so steht das quer zu ökologischer Einsicht und kann auch eingefleischte ÖPNV-Fans irritieren. Insoweit ist ein „Wahlsieg der Straßenbahngegner“ überhaupt kein Wunder. Vielleicht kann so ein Sieg sogar helfen, pompöse Pläne so zu verschlanken, dass sie für die neue Gemeinderatsmehrheit akzeptabel werden.
Wenn die Bremer und Bremerinnen rund 250.000 Euro pro Jahr für die Finanzierung des Busverkehrs nach Lilienthal aufbringen, warum sollten dann nicht diejenigen, die das bestehende ÖPNV-Angebot ignorieren und tagein, tagaus mit dem eigenen Privatauto fahren, einen gebührenden Anteil dieser Kosten tragen? Wenn pro Pkw-Passage beispielsweise ein halber Euro Maut an der Wümme-Brücke gezahlt werden müsste, dann würden nicht nur die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr in kurzer Zeit locker aufgebracht, sondern auch über die vermeintliche Notwendigkeit der Autofahrt täglich neu nachgedacht – und viel öfter zu Gunsten des ÖPNV entschieden.
Den dadurch verminderten Maut-Einnahmen stünde ein Zugewinn an individueller Achtsamkeit im Umgang mit der Natur und der Zeit gegenüber. Das würde sich rechnen, für Menschen und Umwelt.
Günter Knebel, BI Keine Stadtautobahn durch Bremen!
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