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„Liebe taz...“ Germanisation

Betrifft: „Abrißbirnen gegen polnische Gläubige“, taz vom 14.7.98 und Leserbriefe von Wilhelm Tacke vom 20. und 29. Juli

„Katholisch ist man durch Taufe, nicht durch Nationalkirche. Es kann aus seelsorgerischen Gründen nicht richtig sein, daß hier Polnisches konserviert wird..“, so Probst Lütte. Eine für das polnische Volk sehr interessante Meinung eines deutschen Geistlichen zum „Polnischen“ im multikulturellen Deutschland! Vertritt Probst Lütte dieselbe Meinung im Falle seiner deutschen Landsleute in der restlichen Welt, wo die deutschen Katholiken ihre religiösen Kulturwerte pflegen und dabei auch mit Steuergeldern (Kirchensteuer, die doch auch Polen entrichten) aus der Bundesrepublik unterstützt werden?!

Verstehen die Bremer Katholiken unter der Integration polnischsprachiger Katholiken die Verdrängung von Muttersprache und Traditionswerten? Das wäre Germanisation im Namen Gottes!

Eigentlich verpflichten doch die „Instruktionen zur Seelsorge unter Wandernden“, Gläubige sämtlicher ausländischer Missionen den lokalen Glaubensgemeinschaften rechtlich gleichzustellen. Eine nationale Kirche gibt es nicht.

Es ist nicht im Geiste dieser Solidarität, daß jetzt ein durch polnischsprechende Katholiken besuchtes Gotteshaus in deren Wohnviertel abgerissen und an ihrem Platze eine kleine, nur für die deutsche Gemeinde ausreichende Kapelle gebaut wird.

Erklärungen über einen „hohen Stellenwert der polnischen Mission in Bremen“ nehmen wir unter diesen Umständen nur mit der größten Erbitterung zur Kenntnis.

Janina Mankowska

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