: „Liebe taz...“ Antwort auf den Leidensdruck
Betr.: „Gestochen unscharfe Polaroids“, taz vom 4. März
Die Kritik zu Kenneth Kvarnströms Stück „Fragile“ hinterlässt mir nach dem Lesen den Eindruck: nett anzuschauen, aber wenig bedeutungsvoll. „... schön, (na) und?“ Dem möchte ich hinzufügen: Das Tanztheater der letzten Jahrzehnte hat eine Menge exzessiver Einsamkeit, aggressiver Zweisamkeit, lähmender Kommunikationsunfähigkeit zelebriert – mir scheint „Fragile“ eine Antwort auf diesen Leidensdruck zu sein, eine Lösung. Ich lese den Titel des Stückes weniger als Anspielung auf die Zerbrechlichkeit des Körpers, als mehr die Vergänglichkeit menschlicher Kontexte betreffend – hochaktuell in einer Wirklichkeit, die geprägt ist von Orts- und „Menschenwechseln“. Daran nicht zugrunde zu gehen, sondern sich auf die unterschiedlichen Momente des Lebens einzulassen, auf Miteinander und Einsamkeit, Glück und Schmerz, ist der Vorschlag, den ich aus der Choreographie lese. Schmerz und Freude kommen leise daher, im Rahmen von „Fragile“. Abschied und Neubeginn sind reibungslose Vorgänge, obwohl jedes Zusammentreffen lebendig ist. Das Stück ist eine Hommage an den Wandel und gleichzeitig an die Menschlichkeit, denn es erfordert große Achtsamkeit, aufmerksam miteinander zu sein; sich nicht fallen zu lassen, sondern sanft abzusetzen und wieder abzuholen, wie gesehen auf der Bühne.
Charlotte Düwelle
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