: Liebe ist wie Sauerstoff
■ Sweet als 70er Jahre – Kultband Sweet im Quartier
Wer sie nicht liebt oder geliebt hat, ist entweder zu jung oder zu alt — viel jünger als jetzt oder viel älter als damals sollte man nicht (gewesen) sein, um den Sonntag abend im Quartier in bleibender Erinnerung zu behalten. Angefangen hat es, wie des öfteren, mit einem Vorspiel, das es wie üblich in sich hatte, aber auch nicht wesentlich über den Standard vergleichbaren Geradeaus-Rocks hinauskam. Vielleicht lag es auch an der Magie des Augenblicks, den im Folgenden das zahlreich anwesende Publikum aufgrund von Voreingenommenheit sehnlichst erwartete — jedenfalls stand die halbe Stunde eingeräumter Zeit für Turbo Red unter mehr oder weninger unglücklichen Vorzeichen. Was folgte, präsentierte sich dann nach von AC/DC-frequentierten Background-Klängen geleisteten Routinearbeiten engagierter Techniker als Erlösung des Körpers von einem langen Dornröschenschlaf in Form eines Klangergusses einer nicht vergessenen Legende — und wer trauert nicht gern um eine Legende, wenn sie so zeitlos ist wie die Beatles... Stones... Doors und wie sie alle heißen und so süß sie alle waren; Namen, Namen, Namen.
Zuerst kamen die Hits von »Damals«, und dann einer nach dem andern, und jeder zog die Assoziation des gerade gespielten mit sich in die Nähe der Ekstase, in der das ganze Konzert letztendlich landete: Sowohl auf der Bühne als auch im Saal, den Mister Frontman liebevoll Quartier Latin nannte, wurde ein Fest der Wiedergeburt gefeiert, obgleich der eine oder andere, der das Produkt vor Jahren mitbestimmt hat, heute entweder ganz wegblieb oder gerade im Krankenhaus lag. Zwar konnte sich der gute Andy als Star des Abends fühlen aufgrund der Anmache aus der begeisterten Masse, die möglicherweise froh war, daß wenigstens noch einer der süßen Alten auf der Bühne stand. Aber niemanden störte es bei der freudigen Wiedergeburt eines Sounds, den der ganze Saal zu feiern gewillt war. Liebe ist wie Sauerstoff, und das war so klar und sauber zu hören wie auf dem Venyl der 70er von einer Band, die Sweet hieß und in ihrem eigenen Revival nach ach so langer Zeit wieder auftauchte, feiert und pur Sweet heißt. Ein gutes Rezept für eine kräftige Legende. Wen interessiert, wer letztendlich auf der Büne steht, solange die Musik stimmt. Steffan Heinrich
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