■ Kommentar: Liebe ist unteilbar
So ist das mit Theorie und Praxis: Theoretisch ließen sich mit dem Vorschlag des „Auto-Teilens“ eine ganze Menge Verkehrsprobleme lösen. Weniger Autos, weniger Fahrten, weniger Benzinverbrauch, weniger Schadstoffe, mehr Vernunft auf den Straßen.
Aber es hapert mit der Praxis. Die Idee von Fahrgemeinschaften und Car-Sharing ist nicht neu. Bei Mitfahrzentralen oder bei Stadtauto funktioniert sie, allerdings fast nur für die unterprivilegierte Klasse der „Autolosen“ oder Menschen mit grünem Gewissen. Der Fehler liegt in der Mißachtung der emotionalen Bindung vieler AutofahrerInnen an ihr Blechgesäß.
Zwangsweise Car-Sharing anzuordnen: das soll sich in diesem unseren Land erstmal jemand trauen. Denn bei uns wird die Blechkiste eben nicht überwiegend zur möglichst effektiven Streckenbewältigung eingesetzt, sondern sie gilt als heilige Benzinkuh. Menschen, für die das Auto das wichtigste Statussymbol ist und eine Ersatzbefriedigung für entgangene Lebensfreude darstellt, werden den Vorschlag für völlig abwegig halten: Lieber werden sie ihr letztes Hemd mit dem Tankwart teilen als den Beifahrersitz mit dem Arbeitskollegen. Bernhard Pötter
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