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Libanesische Geisel freigelassen

■ Entführter libanesischer Geschäftsmann von Amal–Miliz freigelassen / Verhandlungen über Austausch der Beiruter Dozenten abgebrochen / Waite wegen fehlendem Lösegeld entführt?

Beirut/Damaskus (afp/ap) - Der am Donnerstag entführte libanesische Geschäftsmann Jean Obeid, ein früherer Berater von Präsident Amin Gemayel, ist am Sonntag freigelassen worden. Der Chef der schiitischen Amal–Miliz, Berri, hatte am Samstag angekündigt, Obeid werde im Austausch gegen libanesische Moslems freikommen, die von der Christen–Miliz festgehalten werden. Die Gruppe „Islamischer Heiliger Krieg für die Befreiung Palästinas“ will die von ihr entführten vier Dozenten vorläufig nicht mehr gegen 400 palästinensische Gefangene in Israel austauschen. In einem Communique der Gruppe hieß es, die Dozenten hätten „gegen die Interessen unseres Volkes“ verstoßen und würden als Kriminelle bestraft. Frühere Todesdrohungen wurden jedoch nicht wiederholt. Für die veränderte Haltung machen die Entführer die „Sturheit der Amerikaner“ verantwortlich. Eine Freilassung der vier Geiseln sei nur im Rahmen eines „Austauschs von Kriegsgefangenen“ denkbar. Der Anlaß für die Entführung des anglikanischen Unterhändlers Terry Waite soll eine fehlende Lösegeldzahlung gewesen sein. Das berichtete die in Damaskus erscheinende palästinensische Nidal al Schaab. Waite habe diese Summe von Kreisen erhalten, die dem CIA nahestehen. Später habe man sich in Washington jedoch anders besonnen, um nach der Irangate–Affaire einen weiteren Skandal zu vermeiden. Daraufhin seien die beiden Taschen mit dem Lösegeld, die von einem Begleiter Waites transportiert worden seien, auf dem Flughafen von Madrir auf Veranlassung des CIA beschlagnahmt worden. Einem Bericht des „Observer“ zufolge bemüht sich die britische Regierung gegenwärtig, ihre im Oktober letzten Jahres abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zu Damaskus wieder auf eine höhere Ebene zu heben, um auf diesem Weg möglicherweise eine Freilassung Waites zu erreichen. Diesem Zweck diene offenbar ein Brief, den der britische Außenminister Howe an Drusenführer Jumblatt gerichtet habe. Die Drusen hatten den Schutz von Waite übernommen. Von den beiden deutschen Geiseln Cordes und Schmidt gab es auch am Wochenende keine Neuigkeiten. In Bonn und Beirut lag keine Bestätigung dafür vor, daß ein deutscher Vermittler in der Geiselaffaire verschwunden sei. Dies hatte die Golf–Nachrichtenagentur am Freitag unter Berufung auf den Christensender „Radio Libanon“ berichtet. Kreise, die der deutschen Botschaft nahestehen, bezweifelten jedoch, daß überhaupt ein Vermittler das moslemische Westbeirut betreten habe. Außerdem wurden Zweifel daran angemeldet, ob der möglicherweise Verschwundene überhaupt einen Verhandlungsauftrag der Bundesregierung habe.

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