: Li Peng: Die chinesische Talfahrt ist beendet
■ Die Industrieproduktion wächst wieder / Erstmals Handelsüberschuß
Peking (afp) - Der Höhepunkt der chinesischen Wirtschaftskrise ist überschritten, teilte Ministerpräsident Li Peng am Mittwoch nach einer Staatsratssitzung mit. Wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete, hat die Regierung aus diesem Grund einige Maßnahmen getroffen, um die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren. Um die Belastungen für die Betriebe zu verringern, würden die Zinssätze in „angemessener Weise“ und „zum vereinbarten Zeitpunkt“ gesenkt. Mit nicht näher bezeichneten Maßnahmen soll die Preisstabilität garantiert werden.
Einen schweren Rückschlag hatte die chinesische Wirtschaft durch das Ende 1988 eingeleitete Sparprogramm erlitten, mit dem die überhitzte Konjunktur bekämpft werden sollte. Die Kürzung der Kredite hatte für die Betriebe schwerwiegende Folgen gehabt. Viele Unternehmen mußten Konkurs anmelden, die Arbeitslosigkeit griff um sich.
Nach Angaben Lis wächst die Industrieproduktion seit März nach sechsmonatiger Stagnation stufenweise. Die Getreideernte im Sommer dürfte mit 98 Millionen Tonnen ein Rekordniveau erreichen. Nach einer Abwertung des Yuan im Dezember um 21 Prozent waren die Exporte im ersten Halbjahr 1990 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15,4 Prozent auf 25,65 Milliarden Dollar gestiegen. Damit konnte endlich das chinesische Handelsdefizit beseitigt werden. China verzeichnete erstmals wieder einen Handelsüberschuß von 2,56 Milliarden Dollar.
Die auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Houston angekündigte Lockerung der westlichen Sanktionen gegenüber seinem Land wurden von Li Peng begrüßt, gleichzeitig aber diese Geste als unzureichend kritisiert. China wolle die Beziehungen zum Westen verbessern, nachdem es im vergangenen Jahr bewiesen habe, daß es seine Prinzipien niemals einem Kompromiß opfern und sich auch niemals äußerem Druck beugen werde.
„Wenn irgendein Land versucht, China zu isolieren, wird es dadurch gleichzeitig mit China bestraft werden“, sagte Li. Die Japaner hatten in Houston die Freigabe eines Kredits in Höhe von 5,4 Milliarden Dollar angekündigt, der im letzten Jahr nach dem Massaker von Peking eingefroren worden war.
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