■ Beteiligung in Krümmel-Region zu gering: Leukämie-Studie kommt nur schleppend voran
Hamburg (taz) – Die Erforschung der Ursachen für die häufigen Leukämie-Erkrankungen rund um das schleswig-holsteinische Atomkraftwerk Krümmel kommt nur schleppend voran. Zuwenig Menschen sind bereit, sich an der Fall-Kontroll-Studie zu beteiligen, die das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin seit 1996 im Auftrag der Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Niedersachsen durchführt.
„Nur 20 Prozent der angeschriebenen Personen haben sich am ersten Anlauf beteiligt“, bedauerte Studienleiter Eberhard Greiser gestern. Um „belastbare Aussagen zur Krankheitsentstehung“ zu bekommen, sei eine Rücklaufquote von 70 Prozent nötig. „Stellen Sie Ihre Zeit einer wirklich guten Sache zur Verfügung“, appellierten Kiels Umweltminister Rainder Steenblock (Grüne) und Niedersachsens Gesundheitsministerin Heidi Merk (SPD) an die Bevölkerung.
Die Studie soll die Zusammenhänge zwischen potentiellen Risikofaktoren für Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs und Erkrankungshäufigkeiten ermitteln. Außerdem soll sie abschätzen helfen, wie groß der Anteil einzelner Risikofaktoren ist. Seit 1989 sind im Fünf-Kilometer-Radius um den Siedewasserreaktor Krümmel in der Elbmarsch zehn Kinder, ein Jugendlicher sowie elf Erwachsene an Leukämie erkrankt. Auch im Kreis Pinneberg, Europas größtem Baumschulgebiet, tritt Leukämie doppelt so häufig wie im Bundesdurchschnitt auf.
Die Studie soll nun den Einfluß von verschiedenen Risikofaktoren wie Wohnnähe zum AKW, Pestizide, Elektrosmog, berufliche Strahlenbelastung, Belastungen durch Benzole oder Metalle, Ernährung, Wohnnähe zu Deponien, Altlasten und Industrien untersuchen. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein „Ursachenbündel“ für die Krankheiten verantwortlich sei, sei „außerordentlich hoch“. Für „unplausibel“ dagegen hält Greiser, daß „ausschließlich ein Faktor zur Häufung der Leukämien beigetragen“ habe. Heike Haarhoff
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