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Lernziel Flower-power

Moskau (dpa/taz) – Perlen im Spaghetti-Haar, Blumenwesten und gestreifte Schlaghosen: Die Studenten von Rußlands erster Hippie-Universität haben das erste Seminar – „Kleidung von Sonderlingen“ – schon hinter sich.

Im Haus des Dichters Michail Bulgakow treffen sich seit Februar jeden zweiten Abend bis zu achtzig Woodstock-Bewunderer. „Ich will anders leben als der Durchschnittsrusse, der nur vor dem Fernseher sitzt“, sagt die 24jährige Tatjana. Der Kern des Hippie-Seins? „Alles, was man tut, sollte man mit Liebe tun“, sagt Tatjana salbungsvoll. Wer dabei an „Make love, not war“ denkt, liegt weit daneben. An der Wand steht in halbmeterhohen Buchstaben: „Bog – eto ljubow“ – Gott ist die Liebe.

Die Hippie-Uni ist eine Mischung aus neuer Innerlichkeit und modischer Äußerlichkeit, verquickt mit viel Esoterik, ein wenig Religion und einem Schuß Underground – ohne politischen Anspruch. Im Februar hätten sie eine Demonstration gegen den Krieg in Tschetschenien gemacht, aber nur „eine kleine“, sagt Tatjana. Außerhalb der Gesellschaft leben, kann sich die Pharmazeutin nicht vorstellen. Höchstens am Rande.

„Universitätsgründer“ ist der armenische Filmemacher Artur Aristokisjan. Er lädt Dozenten aus unterschiedlichen Fakultäten ein und wünscht sich die Universität als kreativen Treffpunkt für begabte junge Leute aus dem ganzen Land. „Die Idee einer Hippie-Uni lag seit Monaten in der Luft“, sagt er. „Die Flamme des Hippie-Geistes war nie erloschen.“

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