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Leichenhandel in Beirut

■ Deutsche Gerichtsmediziner graben tote Israelis aus und identifizieren sie

Tel Aviv/Beirut (dpa/AP) – Deutsche Gerichtsmediziner haben nach israelischen Angaben in Libanon die sterblichen Überreste zweier 1986 getöteter israelischer Soldaten identifiziert, die gegen zahlreiche Gefangene der Hisbollah ausgetauscht werden sollen. Der israelische Rundfunk berichtete gestern, dem noch nicht abgeschlossenen Austausch seien dreimonatige Geheimverhandlungen zwischen Deutschland, Israel und der Hisbollah vorausgegangen.

Die israelische Zeitung Ha'aretz meldete gestern, die Leichen der Israelis Jossi Fink und Rahamim asch-Scheich sollten gegen eine „große Anzahl“ inhaftierter Hisbollah-Leute ausgetauscht werden. Unter ihnen sollen sich die 1989 und 1993 von israelischen Kommandos entführten Hisbollah-Führer Abdul Karim Ubeid und Mustafa Durani befinden.

Nach libanesischen Angaben sollen auch 17 in Libanon festgehaltene Mitglieder der mit Israel verbündeten Südlibanesischen Armee SLA ausgetauscht werden. Mindestens 100 im südlibanesischen Khijam-Gefängnis von Israel festgehaltene Hisbollah-Leute sollen im Gegenzug freigelassen werden. Ebenfalls will Israel etwa 100 Leichen getöteter Hisbollah- Männer herausgeben. Sie wurden teilweise bereits am Mittwoch exhumiert.

Die Verhandlungen der deutschen Experten stehen unter völliger Geheimhaltung. Journalisten wurden nicht zum Beiruter Hotel vorgelassen, in dem sie abgestiegen sind. Unklar war gestern, ob sich Staatsminister Bernd Schmidbauer ebenfalls in Beirut befindet. In Bonn war nichts über dessen Aufenthaltsort zu erfahren. Am Mittwoch abend hatte es jedoch in Beirut geheißen, Schmidbauer verhandele gerade in der Angelegenheit in der syrischen Hauptstadt Damaskus.

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