: Leichenfleddern im Zeitungskrieg
KÖLN taz ■ Nachdem die Gratiszeitung 20 Minuten Köln ihr Erscheinen eingestellt hat, will der Schibsted Verlag jetzt seine Verteilkästen loswerden. Die Relikte aus der „Zeitungskrieg“-Zeit aus Metall und Plastik sollen in den nächsten Tagen von Bahnsteigen und Plätzen in der Domstadt abgebaut und in ein Zwischenlager gebracht werden. „Dann können Privatleute die Kästen für 99 Mark erwerben“, sagte Geschäftsführer Norbert Spindler der taz. Wer sicher gehen will, einen kostenpflichtigen Gratiskasten zu bekommen, kann sich auf Wartelisten eintragen lassen. Bedient hat sich bereits der Kölner Express, die Boulevardzeitung aus dem im Zeitungskrieg siegreichen Hause DuMont: Es druckte ein Interview mit dem dem Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma aus der 20-Minuten-Abschiedsausgabe in Auszügen nach – als Aufmacher und ohne Genehmigung. Es habe „keine Veranlassung“ gegeben, das Einverständnis der Autoren einzuholen, erklärte die Express-Chefredaktion den ungewöhnlichen Vorgang. „Schließlich ging es ausschließlich um Zitate des OB Schramma“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung. Außerdem sei das Blatt nur einer Dokumentationspflicht nachgekommen: Das Interview sei „die einzige nennenswerte journalistische Leistung von 20 Minuten Köln gewesen. Geschäftsführer Spindler will nun eine Abmahnung gegen das DuMont-Blatt erwirken und Beschwerde beim Presserat einlegen. FÜB/ PAB
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