: Lehrstunden für die Konkurrenz
■ Harvestehuder THC verteidigt Europapokal im Hallenhockey
Mit seiner Meinung steht Jarek so gut wie alleine da: „Mir ist egal, wer gewinnt“, erklärt der Hockey-Fan, der extra aus Polen angereist ist, um den MZCS Posnan beim Hallen-Europacup zu unterstützen. „Die besten werden sich schon durchsetzen.“Die restlichen 1200 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Wandsbeker Sporthalle sahen das gestern anders. Sie brüllten und pfiffen nur für den Harvestehuder THC. Mit Erfolg: Die Hamburger besiegten den Dauerrivalen Dürkheimer HC mit 6:3 und sind die erste deutsche Mannschaft, die zweimal in Folge den Europacup gewonnen hat.
Das hatten sie vor allem ihrem Torhüter Andreas Arntzen zu verdanken. Egal, wo die Bälle hinflogen – er war schon da. Arntzens Erfolgsrezept klingt simpel: „Ich habe seit zwei Monaten nicht trainiert, vielleicht war ich deshalb so ruhig“. Der beste Torschütze des Turniers, der Hamburger Stefan Saliger, war auch zufrieden: „Das war ein guter Saisonabschluß, den Zuschauern wurde einiges geboten.“
Das trifft jedoch nur auf das gestrige Finale zu. Die ersten beiden Turniertage erinnerten an ein munteres Scheibenschießen. Der HTHC gewann alle Spiele zweistellig. Interessant wurde es nur am Freitag gegen die englische Mannschaft St. Alban's: Weil beide Teams normalerweise in schwarzen Hosen spielen, mußte der HTHC auf seine gelben Ersatzmodelle zurückgreifen. Die hatte aber die halbe Mannschaft vergessen. Deshalb erlebten einige Stars den Beginn der Partie auf der Ersatzbank.
Auch den Kapitän der Hamburger, Nationalspieler Christian Blunck, machte das Turnier nicht glücklich: „Man sollte die Hallensaison verkürzen“, findet er. Denn der sportliche Wert des Europacups erscheint fraglich – zu überlegen sind die Deutschen. Immerhin, wägt Blunck ab, erhalten die ausländischen Teams so die Chance, „sich mit uns zu messen, sonst werden die ja nie besser“.
Die deutsche Dominanz im Hallenhockey ist einfach zu erklären: In den meisten anderen Ländern wird es nicht oder nur sehr wenig gespielt. „Unsere Hallensaison ist viel kürzer, und die Trainingsmöglichkeiten sind schlecht“, bedauert Olivier Camus, Trainer von Lille HC (Frankreich). „Hallenhockey liegt in England im Sterben“, glaubt gar Matt Hetherington der bei St. Alban's spielt. Zum Beweis verlor sein Team alle Begegnungen haushoch. Und so hat am Ende Jarek recht behalten: „Die Besten haben gewonnen. Und das sind nun einmal die Deutschen.“
Matthias Wohlrab
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