: Lehrer sein ist unattraktiv
betr.: „Burn-out? Viele Lehrer brannten nie“, taz vom 23. 1. 08
Richtig, wenn ich die Wahl zwischen einem gut dotierten und prestigeträchtigen Job in der Wirtschaft, einer Professur oder dem Lehrerberuf hätte, würde ich auch nicht an die Schule gehen. Was folgt daraus? Wenn ich die entsprechenden Leute haben will – die fachlich gut sind, über ihre Eignung im Lehrerberuf sagt das ja noch nichts aus –, wenn ich die also haben will, muss ich ihnen auch die entsprechenden Gehälter zahlen.
Die Attraktivität des Lehrerberufs sinkt aber seit 20 Jahren nur. Es ist mehr Arbeit geworden bei stagnierendem oder sinkendem Gehalt. Lehrer erfüllen heute unter anderem Aufgaben, für die es früher Sekretärinnen und Medienwarte gab, von den fehlenden Psychologen und Sozialarbeitern ganz zu schweigen. Wieso haben wir denn seit vielen Jahren sogenannte Mangelfächer, wo doch ein „gut bezahlter Halbtagsjob“ auf die Absolventen wartet? Wen wundert es da, wenn praktisch jeder genommen wird, egal welchen Abschluss er hat? Wem ist das vorzuwerfen?
Was ist außerdem schlecht an Pragmatismus, Hedonismus und Materialismus? Wie steht es damit bei Ärzten und Anwälten?
Wundert es, dass Lehrer immer weniger bereit sind, ihre Freizeit (ja, richtig gelesen!) mit schulischen Theaterinszenierungen, Klassenfahrten oder dem Computernetz der Schule zu verbringen? Es gibt keine gute Bildungspolitik gegen die Lehrenden. Deswegen sollten zum Beispiel Stundenverpflichtungen zurückgenommen werden und im Gegenzug Fortbildungen verbindlicher werden. Was wir brauchen, ist außerdem eine generelle Aufwertung des Erzieher- und Lehrerberufs, vor allem im vorschulischen und Grundschulbereich, damit mehr Männer ihren Weg in diese Bereiche finden. Ja, das bedeutet auch höhere Gehälter.
Was das Studium betrifft, es war schon vor 20 Jahren eine Katastrophe mit Personalmangel, zu kleinen Räumen und ohne Praxisbezug. Wie ich höre, ist es eher schlechter als besser geworden, und nur die Härtesten kommen durch. Doch wer weiß, vielleicht haben wir so schon eine Positivauslese, ohne es zu wissen. Schlimmer geht’s schließlich immer. EIN LEHRER, Berlin (Name und Anschrift sind der Redaktion bekannt)