: Lebensstil der deutschen Mehrheit
betr.: „Die Staatslenkerin“, taz vom 31. 1. 07
Mit den deutschen Autoexporten wird ungefähr so viel Geld verdient, wie die deutschen Reiseweltmeister im Ausland ausgeben. Und ein Auto zu bauen und zu betreiben, macht nun mal mehr Arbeit als Selbiges etwa beim Fahrrad. Frau Merkel verteidigt also nur den Lebensstil der deutschen Mehrheit: Lohnarbeit verrichten, Auto fahren, in Urlaub fliegen. Seitdem es „Biosprit“ gibt, fahren die Autos nicht mehr ohne (Palmöl-)Wald, aber sie fahren allemal, auch wenn’s so warm ist wie in Poona oder auf Mallorca. Und daran soll sich ja offenbar auch nichts ändern, denn die Kritik entzündet sich ja nur an den g/km, nicht an den km. Beate Willms hat recht, wenn sie schreibt, Auto-Sucht sei nur durch sofortigen Stopp zu heilen. Denn mit dem neoautomobilistischen „Prius“-Fetisch wird die Welt ganz bestimmt nicht gerettet, schon gar nicht Unterdrückung und Totschlag durch den Automobilismus verhindert.
MARKUS SCHMIDT, Frankfurt am Main