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Lebensperspektive „Lehrstelle“?

betr.: „Falscher Dreiklang“, Kommentar vom 1. 9. 00

Mich erinnert die Diskussion darüber, ob man mit mehr Lehrstellen dem Rechtsextremismus unter Jugendlichen entgegenwirken kann, ein wenig an die Abtreibungsdebatte. Die meisten Leute denken da auch nur bis zur Geburt des Kindes. Genauso reicht eine Lehrstelle auch nicht als Lebensperspektive, wenn es danach nicht weitergeht. Heute wird immer groß über die Durchlässigkeit des Schulsystems und die Möglichkeiten der Weiterbildung geredet, in Wirklichkeit sind die Chancen jedoch eher gering.

Wenn der eigene Lebensweg nicht gerade verlaufen ist, hat man meist verloren. Als Beispiel mein eigener Weg: Abitur, kurzes Zwischenspiel an der RWTH Aachen, Schlosserlehre, 10 Jahre als Schlosser gearbeitet, zum zweiten Mal arbeitslos, Weiterbildung zum staatlich geprüften Maschinenbautechniker im Juni mit „gut“ beendet, arbeitslos. Bisher etwa 50 erfolglose Bewerbungen. Ich bin 36 Jahre alt – verheiratet, ein Kind – und gehöre beruflich gesehen zum alten Eisen. Damit wir uns richtig verstehen: Ich will keinem rechten Schläger das Wort reden, aber ich kenne viele Leute in ähnlichen Lebenssituationen, die allmählich in diese Richtung treiben, weil sie für ihr Leben keine Chancen mehr sehen.

MICHAEL KIEWEG, Monschau

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