: Lebensmittel und Kleidung für Sarajevo
■ Aktionsbündnis „Keine Mauer durch Sarajevo“ hat bisher etwa 60 Tonnen Spenden gesammelt / Bilanz: Zufrieden mit Spendenbereitschaft der Berliner
Die Telefone von Eggert Hardten und Ulla Jung wollen einfach nicht stillstehen. Ständig rufen Berliner und Berlinerinnen an und wollen wissen, wo sie ihre Pakete für die notleidenden Menschen in Bosnien-Herzegowina deponieren sollen. Seit Anfang November ruft das parteienübergreifende Aktionsbündnis „Keine Mauer durch Sarajevo“ zu den Spenden auf (taz berichtete). Eine erste Zwischenbilanz der Hilfsinitiative fällt sehr erfreulich aus: „Wir haben bis jetzt etwa 60 Tonnen an Lebensmitteln und Kleidung gesammelt. Auf unser Konto sind bislang 100.000 Mark eingezahlt worden. Mit der Spendenbereitschaft der Berliner sind wir äußerst zufrieden“, meinte die für die Koordination der Aktion zuständige Ulla Jung gestern im Gespräch mit der taz.
Über die Spenden hinaus haben viele Menschen in Berlin auch auf andere Weise einen Beitrag geleistet. „Neben den vierzig offiziellen Sammelstellen gibt es viele Schulen, Kindertagesstätten und Betriebe, in denen unsere Pakete auch angenommen und gelagert werden“, erzählt Ulla Jung. Vor zwei Wochen entschlossen sich auch die Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW), dem Aktionsbündnis unter die Arme zu greifen. Mittlerweile sind 150 bis 200 Mitarbeiter des THW für das Aktionsbündnis unterwegs. Meistens nach Feierabend fahren sie die Sammelstellen an und bringen die Pakete in das Spandauer Lager des Technischen Hilfswerks.
Etwa die Hälfte der Pakete müßten erneut gepackt werden, weil sie nicht die geforderte Standardgröße 4 der Post hätten, berichtet Dietmar Hößler vom THW. „Außerdem dürfen die Pakete keinen Kaffee, Tee, Zigaretten oder Schnaps enthalten, weil die sonst zurückgeschickt werden.“ Serbische und kroatische Milizen würden solche Pakete nicht passieren lassen, erklärt der Mitarbeiter des THW. Wer bislang Genußmittel eingepackt hat, braucht sich aber keine Sorgen zu machen, denn die Lebensmittel erhielten Flüchtlingslager in der Slowakei.
Zahlreiche Fahrer des THW hätten sich auch schon angeboten, Transporte nach Sarajevo zu übernehmen. Bislang hat das Aktionsbündnis drei Fuhren nach Sarajevo befördert. „Zur Zeit ist gerade unsere Mitarbeiterin Jasna Malkoc in Sarajevo. Sie hat eine Blue Card der Vereinten Nationen, mit diesem Ausweis kann sie Unterstützung der UNO in Anspruch nehmen“, verbürgt sich Ulla Jung dafür, daß die Hilfstransporte bestmöglich organisiert sind. Bislang konnten die Lastkraftwagen mit den Spenden bis Split fahren, von Split aus werden die Güter dann nach Sarajevo geflogen. Dort soll das „Institut für die medizinische Versorgung in Bosnien-Herzegowina“ die Verteilung der Spenden über die ganze Region übernehmen. „Das Institut wird von der bosnischen Regierung koordiniert und setzt sich nur für notleidende Menschen ein“, so Eggert Hardten, der eine militärische Verwendung der Spenden ausschließt. Thomas Nagel
Das Aktionsbündnis „Keine Mauer durch Sarajevo“ sammelt voraussichtlich noch bis Ende Januar und ist unter der Telefonnummer (030) 615 00 552 erreichbar.
Die Bezirksämter nehmen die Pakete, die lang haltbare Lebensmittel und Winterkleidung enthalten sollen, entgegen.
Geldspenden können auf das Konto 1414 1413 bei der Berliner Volksbank (BLZ 100 900 00) überwiesen werden.
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