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Lebendiges Schlauchsystem

■ Die „Subbühne“wird nach zwei Jahren wiedereröffnet

Merkwürdig lebendig zieht sich das Schlauchsystem durch die zwei Betonröhren des Bunkers. Wassertropfen perlen an der Gummihaut der Schläuche ab und hinterlassen Pfützen. In ihnen spiegeln sich die Lichtflecken der Deckenbeleuchtung. Kalt ist es hier unten.

„Uns ging es nicht darum, den Zeitverfall zu retuschieren und wie in einem Museum den Originalzustand von 1940 wiederherzustellen. Die Idee war, einen realen Ort des Kriegsgeschehens wieder begehbar und erlebbar zu machen“, sagt der Autor und Theaterregisseur Michael Batz. Mit dem Künstler Gerd Stange hatte er den ehemaligen Luftschutzbunker an der stark befahrenen Verkehrsachse Tarpenbekstraße/Lokstedter Weg wieder ausgegraben und entwässert.

In dem nach dem Krieg zeitweise als Altwarenlager und Jazzkeller genutzten Ort organisierten Batz und Stange im Mai 1995 die Subbühne, eine gutbesuchte Veranstaltungsreihe zum 50. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Einen Monat lang trafen sich alte und junge Menschen zum Erfahrungsaustausch, wurden Lesungen gehalten und Performances aufgeführt.

Die erneute Zuschüttung des Bunkers nach Ablauf der behördlichen Nutzungsgenehmigung konnte durch die Bemühungen des Stadtteilarchivs Eppendorf, das auch die Trägerschaft des Projektes übernommen hat, verhindert werden. Nach einer Sanierung ist die Subbühne seit Ende August als Mahnmal und „Kunst im öffentlichen Raum“wieder begehbar. In einem Rahmenprogramm „Geschichte von unten“werden die Veranstaltungen von vor zwei Jahren weitergeführt.

Auch symbolisch soll der „versteinerte Dialog zwischen den Generationen“wieder in Fluß gebracht werden. In Schläuchen pumpt die „Rythmisch Babylonische Wasserskulptur“von Michael Batz und Gerd Stange das Brackwasser aus dem Keller zur Bewässerung der Pflanzen nach oben.

Julia Lee

Heute, 20 Uhr, Vortrag von Bernd Boll „Saubere Wehrmacht - Das Ende einer Legende?“, Kulturhaus Eppendorf, Martinistr.40, Eintritt: DM 5,-

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