: Lebendiger Mensch im Sprechpuppendebakel
■ betr.: „Teutonische Oscarall machtsphantasien“ (Verleihung des Deutschen Filmpreises in Ber lin am 7. 6. 97), taz vom 9.6. 97
Lieber Jürgen Vogel,
es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich plötzlich wildfremden Menschen verwandt. Letzten Sonnabend war so einer für mich. Als Dir Senta Berger dieses häßliche Filmband genannte Teil in die Hand gedrückt hat – ich dachte immer, das wär so was zum um den Hals hängen wie bei der Olympiade –, da empfand ich eine gar nicht klammheimliche Freude, daß wir krummzahnigen Gossenkinder es den Münchner Designer-Monstern ganz schön gezeigt haben.
Schließlich ist es ja auch wesentlich spannender, wenn Hertha aufsteigt als wenn die Bayern mal wieder Meister werden. Das hat sogar Herr Kanther begriffen, den man wohl selten in so schlichter Ehrlichkeit erleben kann.
Und wenn das ehrenwerte Publikum sich so gerührt über Deine Ansprache amüsiert hat, dann war es vielleicht einfach dankbar, daß da ein lebendiger Mensch in diesem Sprechpuppendebakel aufgetaucht ist.
Also, Alter, herzlichen Glückwunsch, weiter so, paß auf Dich auf und beste Grüße auch an Wolfgang Becker und Tom Tykwer. Claudia Gohmert, Berlin
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