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Archiv-Artikel

Egal, was du tust, es ist vergebens: „Los gunates mágicos“ im Metropolis Leben und Tauschen in Buenos Aires

Ein alter, klappriger Renault fährt durch die Straßen von Buenos Aires, und in ihm sitzt Alejandro, der traurige Held dieses Films. Alejandro ist nicht besonders hübsch, er ist ein bisschen speckig, und weil er in Panik ist, geht er zum Arzt. „Mit 40 ist der Körper kaputt, eine einzige Ruine“, sagt der Doktor. „Aber ich bin doch gerade erst umgezogen“, wendet Alejandro ein. „Sie können die Wohnung wechseln, aber ihren Körper nehmen sie mit“, sagt der Arzt.

Lakonisch: Wenn es das Wort nicht gäbe, müsste es für Los gunates mágicos („Die magischen Handschuhe“) erfunden werden. Völlig ungerührt betrachtet die Kamera das Schicksal von Alejandro und den anderen Figuren, die, vom Zufall zusammengeführt, für die Dauer des Films nicht mehr voneinander loskommen.

Vielleicht muss das so sein in einem Buenos Aires der Mittelschicht, in dem es den Leuten nicht wirklich schlecht geht; aber auch nicht gut. Die Krise hat sich in den Alltag eingenistet, sie sitzt in den Pillen, die die Protagonisten schlucken, in ihren halbherzigen Yoga-Übungen; in der Art, wie ständig irgendjemand zum Flughafen gefahren werden muss; in den verklärten Blicken, wenn das Wort „Kanada“ fällt.

Regisseur Martin Rejtman ist nicht an den Zuständen interessiert, die zu dieser Situation führen. Stattdessen zeigt er, was mit den Menschen geschieht. Wie sie versuchen, sich einzurichten. Wie sie damit scheitern. An der Oberfläche wirken diese Versuche sehr komisch, diese ganzen Hoffnungen und Pläne, die in den Gehirnen arbeiten und nie zu etwas führen.

Andererseits passiert ja doch etwas. Menschen, die sich nie kannten, begegnen sich. Am schönsten sichtbar wird das in der Szene, wo ein ganzer Stall von Pornodarstellern aus Kanada auftaucht, die alle riesengroß sind, viel größer als die kleinen Argentinier. Ständig erweitert sich der Personenkreis, Frauen gehen vom einen zum anderen, Hunde, Autos, Wohnungen wechseln ihre Besitzer. Und doch, eigentlich verändert sich nichts.

Egal, was du tust, es ist vergeblich: Das ist Lektion, die uns Los gunates mágicos mitgibt. Am Ende, der große Deal mit den magischen Handschuhen hat natürlich nicht geklappt, steht Alejandro vor seinem alten, klapprigen Renault, den er hat verkaufen müssen. Einen Schlüssel dazu hat er behalten, und so steht er da und drückt immer wieder die Fernbedienung, die macht, dass die Türverriegelung mit einem Plopp-Geräusch aufspringt. Inzwischen hat ihn auch die letzte Freundin verlassen, er ist ganz allein, und man hört immer nur dieses Plopp-Geräusch. Und das ist dann schon ein sehr trauriges Bild. Daniel Wiese

Sonntag, 19 Uhr, Metropolis; in Anwesenheit des Regisseurs