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Archiv-Artikel

Leben ohne Restrisiko

betr.: „Todesflieger auf der Reichstagswiese“, taz vom 25. 7. 05

Das Generalurteil für Sportflieger ist völlig unverhältnismäßig, verfehlt und sinnlos. Der Artikel über den tödlichen Absturz eines UL auf dem Grüngelände vor dem Reichstag ist leider unsachlich, polemisch und von den üblichen Vorurteilen gegen die privat fliegenden Piloten geprägt. Der Vorfall wird zum Anlass genommen, allen Piloten von Sportflugzeugen den Berliner Luftraum zu sperren, bevor die tatsächliche Unfallursache überhaupt von der zuständigen BfU abschließend aufgeklärt wurde. Hysterisch schreit ein Verkehrsminister, der bisher vorzugsweise durch Inkompetenz im Amt geglänzt hat, ohne Rücksprache mit den Verbänden medienwirksam nach Sperrgebieten. Ich habe noch niemals nach einem (Suizid-)Unfall mit Pkw/Lkw-Beteiligung eine Forderung nach Sperrung von Straßen/Autobahnen vernommen, um künftig dergleichen zu verhindern. Im Verkehr wird täglich zigfach mittels „Straßenterror“ unschuldiges Leben ohne Einschränkungen für die potenziellen Täter geopfert!

Ein Leben ohne Restrisiko ist nicht denkbar, dem Volk aber jede Art unsinnigster Verbote zumutbar. Kein Pilot, der vorsätzlich ein Flugzeug zum Absturz bringen will, wird sich durch ein Sperrgebiet mit einem Radius von wenigen Kilometern daran hindern lassen. Den Luftraum deshalb sperren zu wollen ist lediglich ein Beweis für Inkompetenz. Sind die deutsche Presse und die taz nicht in der Lage, aufklärend zu analysieren, sachliche Hintergrundinformationen zu liefern und wenigstens auf diese Weise die vielen in Vereinen engagiert für das Gemeinwohl tätigen Mitglieder von Flugsportvereinen zu unterstützen, anstatt pauschal über „Hobbyflieger in ihren lärmenden Kisten“ in der typischen Manier der deutschen Neidkultur herzuziehen? Es gibt zigtausendmal mehr lärmende Hobbymotorradfahrer und Rasenmäherschieber, die in ihrer Freizeit nichts Besseres zu tun haben, als stets zur Unzeit mit ihren Maschinen zu nerven. Wenigstens hört man diesen Lärm als Pilot nicht. Und all dieses bundesdeutsche, kleinkarierte Lobbyisten- und Politgezänk wird aus einigen Metern über Grund zum Glück recht bedeutungslos, wenn man den Strafplaneten Erde von oben betrachtet. Und genau das ist es, was den Piloten nicht mehr gegönnt sein soll.

BERNHARD WINKLER, Kelkheim

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