: „Leben mit dem Tod“
■ Hucky Heck gibt Runden Tisch auf / Viertel-Ini's sehen keine Erfolge
„Ob in der Bauernstraße was passiert oder nicht, ist ein entscheidender Schritt für die Seriösität des runden Tisches“, sagte ein Sprecher der Viertelinitiativen. Ein Jahr, nachdem Sozialsenatorin Irmgard Gaertner betroffene BürgerInnen und Institutionen rund um die Bremer Drogenszene zusammengerufen hatte, argwöhnen die AnwohnerInnen jetzt, daß sie mit dem runden Tisch nur ruhiggestellt werden sollten. Wenn sich nicht bald was ändere, müßten sie wieder zu spektakulären Aktionen greifen, erklären die Bürgerinitiativen.
Als der Bürgerprotest gegen die Junkie- Szene vor etwa einem Jahr am lautesten war,
hier bitte das Foto
mit dem Zaun und
dem Transparent
hatte Gaertner dem Viertelbürgermeister Hucky Hec den Vorsitz der Runde aufgedrückt. Nun will er seine Rolle als Moderator hitziger Debatten hinschmeißen. Daß der runde Tisch mit keinerlei Beteiligungs- und Verfahrensrechten ausgestattet wurde, war für die AnwohnerInnen allerdings bisher kein Grund, von der Idee Abstand zu nehmen. Gewöhnlich seien 25-30 Teilnehmer gekommen. Alle sechs bis acht Wochen versammelte man sich und redete zunächst über Aktuelles, um dann zu Schwerpunktthemen überzugehen.
„Die Anwohner haben den runden Tisch am besten genutzt und haben immer wieder große Kaliber zu Referaten eingeladen“, sagt Heino Stöver vom Arbeitskreis Kommunale Drogenpolitik. Die Vereine für Drogenarbeit hätten ihn vielleicht nicht so gut genutzt bislang, räumt er ein. Doch er spricht sich auf jeden Fall für den Erhalt des runden Tisches aus, da der „Dialog immer besser sei, als das Aneinandervorbeigehen. Zu dem jetzigen Protest der AnwohnerInnen, sagt Stöver: „Vielleicht haben die zu viel erwartet.“
Der gleichen Meinung ist auch Manfred Krupski, Referatsleiter der Drogenbekämpfung beim Senator für Inneres: „Man darf die Erwartungen nicht so hoch stecken.“ Der runde Tisch sei eine hervorragende Möglichkeit der Auseinandersetzung mit den Einrichtungen und den Anwohnern, mit denen er sonst nicht regemäßig Kontakt habe. Zeitweilig sei es da hoch hergegangen, fand er, doch das gehöre für ihn dazu. Viele Vorschläge und Anregungen des runden Tisches habe er im Anschluß mit der Polizei diskutiert, und zum Teil auch umsetzen können. Und Heck sei ein hervorragender Moderator, findet Krupski.
Selber ist Heck von den Viertelinitiativen immer heftig angegriffen worden, berichtet Krupski. Hucky Heck erzählt, daß ihm immer wieder vorgeworfen würde, er vertrete die Interessen des Viertels nicht. Dabei habe sich zum Beispiel die Situation des Drogenstrichs verbessert. Diese Meinung teilen auch die Viertelinitiativen. Entsetzt sind sie aber über die Ablehung einer ihrer Klagen gegen die Baubehörde und die noch immer fehlende Bilanz der Bremer Drogenpolitik. „Das tägliche Leben mit dem Tod“, sei einfach nicht mehr zumutbar. Sie warten auf einen neuen runden Tisch, den nun Sozialsenatorin Gaertner einberufen muß. Vivianne Agena
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