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Lebed will immer mehr

■ Rußlands Sicherheitschef möchte Vizepräsident werden. Jelzin sagt nichts

Moskau (AP) – Im Endspurt vor der russischen Präsidentenstichwahl am kommenden Mittwoch hat der neue starke Mann im Kreml, Alexander Lebed, seinen Wahlaufruf zugunsten von Präsident Boris Jelzin mit der Forderung nach dem Amt des Vizepräsidenten verknüpft, das 1993 abgeschafft worden war. Lebed sagte, die allgemeine Lage erfordere einen zweiten starken Mann hinter dem Präsidenten. Das Amt des Ministerpräsidenten sei ihm zu „ökonomisch“.

Der 65jährige Amtsinhaber Jelzin absolvierte derweil auch am Wochenende keine öffentlichen Termine und erholte sich in seinem Landhaus bei Moskau. Nach Angaben seines Wahlkampfteams leidet Jelzin unter Heiserkeit. Jelzins Gegner in der Stichwahl, Gennadi Sjuganow, reagierte mit Spott. „Die Serie von Rock-Konzerten und langen Wahlkampfreisen hat ihm so zugesetzt, daß er jetzt nicht einmal Veranstaltungen in nächster Nähe besuchen kann“, sagte er am Sonntag. „Wenn er wirklich nur eine Kehlkopfentzündung hat, warum trifft er sich dann nicht mit Staatsbediensteten?“

Im fernen Osten Rußlands wurden unterdessen vorab ausgefüllte Stimmzettel entdeckt. Die Stimmzettel, so die Nachrichtenagentur „Itar-Tass“, seien zugunsten Sjuganows oder gegen beide Bewerber ausgefüllt worden.

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