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Lebed setzt Verteidigungsminister seiner Wahl durch

■ Igor Rodionow soll 1989 einen blutigen Einsatz von Soldaten gegen Demonstranten gesteuert haben. Seit gestern ist er russischer Verteidigungsminister

Moskau/Grosny (dpa/AP/rtr) – Rußland hat einen neuen Verteidigungsminister: Präsident Boris Jelzin ernannte den 59jährigen Generaloberst Igor Rodionow zum Nachfolger des kürzlich entlassenen Pawel Gratschow. Alexander Lebed setzte seinen Kandidaten im Kampf um die Neubesetzung des Postens durch. „Den Posten des Verteidigungsministers hat ein absoluter Profi bekommen, ein Elitegeneral, der praktische und theoretische Fähigkeiten besitzt“, so der Nationale Sicherheitsberater Lebed. „Von dieser Ernennung wird ganz Rußland profitieren.“ Auch die kommunistische Fraktion im Parlament begrüßte die Entscheidung für Rodionow.

Viele Liberale sehen das jedoch anders: Als Kommandeur des sowjetischen Militärdistriktes Transkaukasus hatte Rodionow im April 1989 den Einsatz sowjetischer Truppen gegen Demonstranten in der georgischen Hauptstadt Tiflis geleitet. Dabei waren 19 Menschen getötet worden. Nach diesem Vorfall war Rodionow versetzt worden. Bei einer anschließenden Untersuchung konnte ihm offenkundig keine Schuld nachgewiesen werden.

Rodionow sagte, als Verteidigungsminister wolle er sich zunächst mit den „Konfliktregionen befassen, wo unsere Menschen sterben“ und nannte Tschetschenien, Tadschikistan und Bosnien. Als weitere vordringliche Aufgabe führte er die Militärreform an. Bisher fehle es an klaren Konzeptionen für einen Umbau der Streitkräfte.

Unterdessen hat sich die Lage in Tschetschenien weiter verschärft. Gestern entdeckten Dorfbewohner in Katyr-Jurt die verstümmelten Leichen dreier Zivilisten. Augenzeugen gaben an, sie hätten russische Militärfahrzeuge in der Nähe des Fundortes gesehen, sagte der Sprecher der von Moskau eingesetzten tschetschenischen Regierung, Ruslan Martagow, der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Die russischen Truppen hatten zunächst über die tschetschenische Regierung erklären lassen, die Männer hätten die Truppen angegriffen und seien daraufhin erschossen worden. Später gab das Militär eine Erklärung ab, in der eine Verwicklung in das Blutbad bestritten wurde. Die tschetschenischen Unabhängigkeitskämpfer beschuldigten die Truppen, zivile Ziele anzugreifen. Rebellensprecher Mowladi Udugow teilte mit, zwei Menschen seien getötet und zehn verletzt worden, als russiche Flugzeuge ein Krankenhaus in dem Dorf Benoi beschossen hätten. Zudem würden russische Artillerie und Kampfflugzeuge weiter das Dorf Wedeno im Süden des Landes bombardieren.

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