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Le Pens Rechnung geht nicht auf

■ Frankreichs bürgerliche Rechte verweigert dem Führer der Front National die Wahl zum Regionalpräsidenten. Linksbündnis gewinnt bei Kantonalwahlen elf Departements hinzu

Paris (AFP) – Der Vorsitzende von Frankreichs rechtsextremer Front National (FN), Jean-Marie Le Pen, hat von der bürgerlichen Rechten eine Abfuhr bekommen. Der 69jährige scheiterte gestern in Marseille mit dem Versuch, neuer Präsident der südfranzösischen Großregion Provence-Alpes- Côte-d'Azur (Paca) zu werden. Die gemäßigte Rechte überließ die Region lieber erstmals der Linken als Le Pen. Ihren Streit über den Umgang mit der rechtsradikalen FN setzte sie aber fort. Als Folgen konnte das Linksbündnis bei der entscheidenden Runde der Kantonalwahlen am Sonntag elf Departements hinzugewinnen.

Neuer Präsident der Paca-Region wurde der sozialistische Ex- Justizminister Michel Vauzelle. Er bekam alle 49 Stimmen des linken Lagers. Für Le Pen stimmte kein einziger Rechtsbürgerlicher. Damit ging seine Strategie nicht auf: Am Wochenende hatte er von den bürgerlichen Rechten die Unterstützung für den Präsidentensessel verlangt, als „Gegenleistung“ für die Wahl von konservativen Regionalpräsidenten durch die FN. Die gemäßigte Rechte verweigerte Le Pen aber die Gefolgschaft.

Wahlen standen gestern noch in vier anderen Regionalparlamenten an. Auf der Übersee-Insel Réunion setzte sich ein Kommunist durch.

Auf Korsika hat die bürgerliche Rechte ihre Stimmenmehrheit trotz Verlusten verteidigt. Die großen Verlierer waren die Nationalisten, die jetzt nur noch mit 5 statt 13 Abgeordneten im Regionalparlament sitzen. In zwei anderen Regionen, wo gemäßigte und radikale Rechte eine rechnerische Mehrheit haben, ließ die Entscheidung noch auf sich warten. Dazu gehörte auch der Pariser Großraum Ile de France mit mehr als zehn Millionen Einwohnern. In der Region Midi-Pyrénés verhalf der FN dem bisherigen Regionalpräsidenten Marc Censi (UDF) zum Sieg. Er trat jedoch gleich nach der Wahl zurück.

Die Führungen von Gaullistenbewegung RPR und rechtsliberalem Parteienbündnis UDF hatten eine strenge Abgrenzung verordnet, konnten die Reihen aber nicht geschlossen halten. Mehrere rechtsbürgerliche Politiker wurden daraufhin ausgeschlossen.

Das Linksbündnis aus Sozialisten, Kommunisten und Grünen, das in Paris seit Juni an der Regierung ist, regiert nun auch sechs statt bisher vier von 26 Regionen. Die bürgerliche Rechte konnte von ihren 22 Regionen 15 halten, davon fünf nur mit Hilfe der FN. Bei den 95 Departements des Mutterlandes (ohne Überseegebiete) bietet sich seit Sonntag folgendes Bild: Die gemäßigte Rechte hat die Mehrheit in 64 Gebieten, die Linke in 31 Departements. Die Wahlschlappe von RPR und UDF ist nach Ansicht von zahlreichen Kommentatoren die Quittung für die Duldung durch die FN.

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