"Le Monde" noch in der Krise: Sieg für die Aktionäre
Die Krise bei der französischen Tageszeitung "Le Monde" ist nur scheinbar vorbei. Die Schulden bleiben - und Sarkozy-Freunde wollen sich einkaufen.
PARIS taz Eric Fottorino leitet fortan die journalistischen Geschäfte von Le Monde. Der 47-Jährige, der seit zwei Jahrzehnten in der Redaktion des Flaggschiffs des "seriösen Journalismus" arbeitet, soll die Zeitung aus der Krise holen. Und begann seine Zeit als neuer "Präsident des Direktoriums" mit einem Kotau vor den externen Aktionären: Er organisierte den Weggang des Chefs der Redakteursgesellschaft (SRM) - Jean-Michel Dumay, der den Widerstand gegen die Aufstockung des externen Kapitals gebündelt hatte, wird die Gruppe im März verlassen. Zum ersten Mal in der Geschichte von Le Monde konnten damit externe Aktionäre ihren Willen durchsetzen. Die beiden externen Hauptaktionäre, Arnaud Lagardère (bislang 17 Prozent des Kapitals von Le Monde) und die spanische Prisa (15 Prozent), äußerten sich zufrieden.
Fottorino, fortan einer der einflussreichsten Männer in der französischen Medienszene, hat bei Le Monde über Rohstoffe, Landwirtschaft, Afrika, als "großer Reporter" und als Chefredakteur gearbeitet. Im Sommer, nachdem der langjährige Direktoriumspräsident Jean-Marie Colombani von der Redakteursgesellschaft SRM geschasst worden war, hatte Fottorino mit zwei anderen Männern die Direktion von Le Monde übernommen. Doch ihre Dreier-Equipe hielt nur ein halbes Jahr. Im Dezember legten die drei Männer einen Haushalt für 2008 mit zahlreichen Einsparungen vor. Als die Redakteursgesellschaft ihren Plan ablehnte, traten sie zurück. Anschließend erklärte Fottorino seine alleinige Kandidatur.
Nach dem Eklat vom Dezember bestimmte ein Geschäftsmann im Hintergrund die Bedingungen für den Führungsjob. Alain Minc, langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender, Wortführer der externen Aktionäre von Le Monde und ein politischer Freund von Staatspräsident Nicolas Sarkozy, verlangte, dass die Redakteursgesellschaft SRM entmachtet wird. Minc muss die Gruppe zwar selbst in diesem Frühling verlassen. Doch Anfang Januar verlangte er, dass mit ihm auch sein Hauptwidersacher Dumay, der Präsident der Redakteursgesellschaft, geht.
Minc hat es geschafft. Vergangene Woche votierten mit großen Mehrheiten alle internen Gremien von Le Monde für den Kandidaten Fottorino - aber die externen Aktionäre im Aufsichtsrat stimmten erst zu, nachdem sich Dumay bereit erklärt hatte, zu gehen. Zusätzlich verlangen die externen Aktionäre jetzt von Fottorino, dass er einen externen Verwalter bestimmt.
Die Gruppe Le Monde hat 1.600 Beschäftigte. 2007 machte die Gruppe 5 Millionen Euro Verluste, im Jahr zuvor 4 Millionen. In den vergangenen Jahren hat sie zahlreiche Beteiligungen an Illustrierten und Regionalzeitungen gekauft und sich hoch verschuldet. Um die Schulden bis ins Jahr 2012 zurückzuzahlen, soll jetzt das Kapital aufgestockt werden. Und die beiden externen Hauptaktionäre - die Gruppe Prisa, der unter anderem die spanische Tageszeitung El País gehört, und Arnaud Lagardère, ein Freund des Staatspräsidenten Sarkozy und unter anderem Eigentümer der größten französischen Illustrierten Paris Match - haben Interesse signalisiert, frisches Geld in Le Monde zu pumpen.
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