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Lausige Zeiten

■ Verbraucherzentrale ist knapp bei Kasse und sucht Spender aus der Wirtschaft

Der Schutz des Verbrauchers ist dem Staat in Hamburg gerade mal 1,20 Mark wert – soviel investierten Stadt und Bund im vergangenen Jahr pro HanseatIn in die Arbeit der Verbraucher-Zentrale (VZ) Hamburg. Zu wenig, um den vielzähligen Aufgaben gerecht zu werden, beklagte gestern VZ-Geschäftsführer Günter Hörmann bei einer Bilanzpressekonferenz. „Sinkt dieser Satz noch weiter, brechen lausige Zeiten für den unabhängigen Verbraucherschutz an“, so seine Warnung.

Im vergangenen Jahr stagnierten die staatlichen Zuschüsse an die VZ bei rund zwei Millionen Mark; eine deutliche Kürzung mußte die Zentrale außerdem bei den ABM-Mitteln hinnehmen – die Schuldenberatung fiel dieser Einsparung zum Opfer. Nur durch die Steigerung der Einnahmen durch Verkauf von Publikationen und die Einführung von Gebühren für Kunden-Beratungen konnte das Finanzloch gestopft werden. Deshalb, so Hörmann, sehe man dem nächsten Jahr mit „sehr gemischten Gefühlen“ entgegen.

Der chronische Geldmangel könne nur überwunden werden, wenn sich die Wirtschaft an der Finanzierung der Hamburger Verbraucherzentrale beteilige; schließlich sei diese Verursacherin und auch Nutznießerin ihrer Arbeit. Denkbar sei eine solche Unterstützung allerdings nur, wenn dabei die Unabhängigkeit der VZ-Arbeit gewahrt sei. „Wir wollen keine Sponsoren, sondern Spender, die aber nicht damit werben dürfen, daß sie unsere Arbeit unterstützen“, betonte der VZ-Geschäftsführer.

In einem Punkt konnte die Zentrale aber in diesem Jahr dennoch einen Stellenzuwachs verzeichnen: Sie kassierte das Geld ein, das die Sozialbehörde durch die Schließung des Büros der Patienteninitiative einsparte. Im vergangenen Jahr hatte die Behörde beschlossen, daß eine Patientenberatungsstelle reichen muß – die Initiative wehrte sich zwar gegen eine Fusion mit der VZ, allerdings vergeblich: Ihr Büro mußte sie trotz allem schließen. Mit den nunmehr drei Stellen für den Patientenschutz, so VZ-Mitarbeiter Christoph Kranich, könne man der Nachfrage aber kaum gerecht werden. Sannah Koch

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