verpasst? : Launiges Geraschel
„Tagesthemen – der 30. Geburtstag“, Mi., 22.30 Uhr, ARD
Warum hätte Carmen Miosga ihre Sendung auch nicht preisen sollen? 30 Jahre „Tagesthemen“: Das ist ja journalistisch – im Fernsehen zumal – kein Nichts.
Aber was sahen wir? Launiges. Die Moderatorin, als Nachfolgerin des Everybody’s-Darling-Girls Anne Will unterschätzt, trug vor, Karl-Heinz Köpcke habe während der ersten Sendung mit seinem Vorlesepapier geraschelt, aus Protest gegen dieses moderierte, nicht mehr nur vorgetragene Format.
Am Ende der Sendung kam noch Schnipselhaftes: ein paar Ausschnitte Hanns Joachim Friedrichs, etwas Ulrich Wickert; Sabine Christiansen und Anne Will nur als Fotos. Und wieder wusste Miosga nur zu schmunzeln. Ist das etwa Sendelinie gewesen? Dass man sich selbst nicht so ernst nimmt? Oder der gähnende Blick ins Archiv, auf der Suche nach den besten Sendungen, exklusivsten Meldungen, erschütterndsten Reportagen, besten Live-Interviews – und dann fand man fast gar nix?!
Liegt es eventuell genau daran, dass die „Tagesthemen“ an Zuspruch verlieren, an Zuschauern und Einfluss? Ist also das Schmunzeln um den eigenen Geburtstag ein Zeichen von Desinteresse? Und ist es nicht ebendiese fehlende Leidenschaft, die wir als Publikum so quälend finden – und lieber Claus Klebers „heute-journal“ gucken? Die „Tagesthemen“ leiden, die letzten Quoten belegen das, unter einem Aufmerksamkeitsverlust. Darauf mit überkandidelter Heiterkeit zu reagieren, ist Symptom für eine Krankheit, die nicht eingestanden werden will: die der Beliebigkeit aus Mangel an journalistischer Haltung. JAF