: Langfristig wirksam
Renten gibt es auch als ökologische Variante. Die Renditeerwartungen sind mit denen der herkömmlichen Rentenprodukte vergleichbar. Eine Nachbesserung der Berichtspflicht ist nötig
So wie es zu allen herkömmlichen Finanzprodukten auch ein ethisch und ökologisch korrektes Pendant gibt, kann jeder seine Renten- und Versicherungsbeiträge ebenfalls nachhaltig investieren. Damit könne der Verbraucher „seine eigene Zukunft absichern und zugleich die gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit fördern“, erklärt Stefan Rostock, Referent für Nachhaltiges Investment bei der Bonner Initiative Germanwatch. In einem Interview bekräftigte er zudem, dass „längerfristige nachhaltige Kapitalanlagen wie eine Rentenversicherung“ den konventionellen Riester-Produkten gleichwertige Renditeentwicklungen erwarten ließen.
Bei der Einführung der Riester-Rente sollte gesetzlich fixiert werden, dass gerade solch langfristig laufenden Verträgen eine besondere Bedeutung als ethisch-ökologische Kapitalanlage zukommt. Zudem war Transparenz gefragt. Gemäß dem Altersvermögensgesetz haben sich Anbieter der staatlich geförderten Rente explizit einer so genannten ökologischen Berichtspflicht zu unterwerfen: Wer ein Produkt als Förderrente auflegt, muss den Vertragspartner – also den Versicherungskunden – jährlich „darüber schriftlich informieren, ob und wie er ethische, soziale und ökologische Belange bei der Verwendung der eingezahlten Altersvorsorgebeiträge berücksichtigt“. Die Kunden können also wählen, ob sie ein Unternehmen bevorzugen, das die künftigen Renten auf eher umweltschädliche oder umweltfreundliche Weise verdient.
Doch werde der „Wille des Gesetzgebers nicht ernst genommen“, beklagte man bei Germanwatch die gängige Praxis der Finanzdienstleister und macht gravierende „Mängel in den Umsetzung“ aus: Anbieter von Riester-Rentenprodukten, die einmalig verbindlich erklären, keinerlei ethische, soziale oder ökologische Kriterien in ihren Anlagestrategien zu verfolgen, sondern rein monetäre Aspekte in den Vordergrund stellen, sind von einer jährlich wiederkehrenden Berichtspflicht entbunden. Ein entsprechender Zusatz in Versicherungsverträgen wurde zumindest bislang vom Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen nicht moniert, weiß Stefan Rostock. Kunden erhielten nur von denjenigen Unternehmen laufend Rechenschaft über den Verbleib ihrer Gelder, die von vornherein eine „grüne Rente“ anbieten – eine „Benachteiligung der zukunftsfähigen Vorreiterprodukte“, so der Referent.
Immerhin 13 Produkte zählt man derzeit in einem gemeinsamen Kooperationsprojekt von Germanwatch und dem NRW-Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Projektziel ist, die angebotenen und erfolgreich zertifizierten Altersvorsorgeprodukte zu erfassen und jene zum Vergleich übersichtlich zu veröffentlichen, die „ethische, soziale oder ökologische Belange“ bei der Verwendung der eingezahlten Beiträge berücksichtigen.
Vorgestellt werden sie auf einer gemeinsamen Internetseite. Die Anbieter haben zuvor einen mehrseitigen Fragebogen ausfüllen müssen, der im Web einsehbar ist. Dort sind neben dem Produkt, Anbieter und Kontaktadresse auch die Anlagekriterien genannt. Darunter findet man Unternehmen wie Cosmos direkt, Gerling und Winterthur, doch auch schon seit längerem ökologisch aktive Finanzdienstleister wie die Versiko AG und die GLS Gemeinschaftsbank.
Bei den ökologischen Riester-Produkten sind im Wesentlichen drei Angebote zu unterscheiden: Rentenversicherung, fondsgebundene Rentenpolice und der Banksparplan. Während das Konzept der klassischen Rentenversicherung auf Sicherheit setzt, investieren fondsgebundene Policen die von den Kunden eingezahlten Gelder in etwas risikofreudigere ökologische Anlagen mit etwas besserer Rendite.
So legt die GLS Gemeinschaftsbank bei ihrem Produkt „Primos“ das gesamte Vermögen nach ethisch-ökologischen Prinzipien in Aktien an. Bei der „Versiko-Riester-Rente“ wird das Kapital nach Unternehmensangaben vor allem in den Fonds ÖkoVision gesteckt. Zudem gibt es einen Anlageausschuss, in dem unter anderem das Öko-Institut, der BUND, Nabu und die Firmenvereinigung Unternehmensgrün vertreten sind. Auch die Oeco Capital Lebensversicherung AG arbeitet nach eigenem Bekunden mit einem ökologischen Beirat zusammen.
Einer der Anbieter, die Bank für Kirche und Caritas in Paderborn, hat mit ihrem Banksparplan „VR-RentePlus“ die Stiftung Warentest beeindruckt, und wurde von der Zeitschrift Finanztest (Ausgabe 8. 2002) in einem Vergleich von Banksparplänen zum Spitzenreiter gekürt. Leider gilt das Angebot nur für Mitarbeiter aus kirchlichen und karitativen Einrichtungen.
Im Februar hat darüber hinaus der Allianz-Konzern eine grüne Rente angekündigt. Demnach will man ab April den Publikumsfonds „Allianz Dresdner Global Sustainability“ anbieten. Das Portfolio werde unter „Berücksichtigung ethischer, sozialer und ökologischer Belange zusammengestellt“. Das Management ist allerdings nicht so streng wie bei einem echten Öko-Fonds. So dürfe bei Allianz beispielsweise nicht in Unternehmen investiert werden, die Umsatzanteile über 5 Prozent in den Bereichen Rüstung, Kernenergie, Pornografie und Tabak aufweisen.
Germanwatch will seine Liste mit Anbietern von nachhaltigen und staatlich geförderten Rentenprodukten nach eigenem Bekunden fortschreiben. Auch sei, so Stefan Rostock, eine „Nachbesserung der Berichtspflicht notwendig“. Denn nur eine jährliche Berichtspflicht für alle Finanzprodukte könne „den gewünschten Informations- und Imageeffekt für Anbieter“ und Kunden erzeugen. ANDREAS LOHSE