: Landowsky für einen „neuen Versuch“
Mit den Worten „Wir sollten einen neuen Versuch wagen“ hat der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Klaus Landowsky, den Wettbewerbsentwurf für ein geplantes Holocaust-Mahnmal abgelehnt. Auch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen lehnt den von einer Jury ausgewählten Denkmalsentwurf ab, während der Juryvorsitzende Walter Jens die Intervention Kohls in dieser Frage als „nationale Schande“ bezeichnet hat. Bausenator Nagel sprach von einem „beschämenden Vorgang“. Landowsky meinte, Trauer und Besinnung dürften sich nicht „im Monumentalismus“ ausdrücken. Er bekenne sich zu einem zentralen Holocaust-Gedenkzentrum, wisse sich aber in der Ablehnung der 100 mal 100 Meter großen Grabplatte „einig mit vielen jüdischen Mitbürgern“. Ein derartig gigantisches Bauwerk erwecke eher den Eindruck, „als wollten die Deutschen sich bei der Zurschaustellung ihrer Trauer von niemandem überbieten lassen“. Man könne aber „schlechtes Gewissen nicht durch Monumentalität kompensieren“. Auch der Vorsitzende des Bundes Jüdischer Verfolgter des Naziregimes, Simon Wiesenthal, hat Bedenken gegen den Entwurf der Künstlerin Christine Jackob-Marks geäußert. Die vorgesehene Einmeißelung von 4,2 Millionen Namen jüdischer NS- Opfer sei schwer ausführbar, denn die Namen vieler Ermordeter seien unbekannt. Auch der Direktor der israelischen Forschungs- und Gedenkstätte Jad Vaschem, Avner Shalev, hat Bedenken gegenüber dem Entwurf. Er sagte gegenüber dem Tagesspiegel, ihm sei völlig schleierhaft, wie die Urheber des Entwurfs auf die Zahl von 4,2 Millionen ermordeten Juden kämen. Insbesondere in Osteuropa würden noch immer viele Archive ausgewertet. Es sei nicht abzusehen, wann diese Arbeit beendet werden könne.dpa/AFP
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