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Archiv-Artikel

Landfrauen-Boykott

Keine Globalisierung auf dem Dorf: Niedersachsens Landeslandfrauen verweigern sich Weltlandfrauentag

Wenn am kommenden Samstag der Weltlandfrauentag begangen wird, dann sind die niedersächsischen Landfrauen nicht dabei. Stattdessen feiert der Niedersächsische Landfrauen-Landesverband Hannover fünf Tage später einen eigenen Landes-Landfrauentag in Braunschweig. Vorgesehen sind unter anderem Vorträge rund um die Themen Gesundheit und Soziales. „Wir haben 365 Tage im Jahr Weltlandfrauentag“, sagte Landfrau Annemarie Strüber vom Landfrauen-Kreisverband Celle gestern. Gerade jetzt stünden mit Herbstmärkten und Erntedankfesten viele wichtige Landfrauen-Termine an, nennt sie Gründe für den Boykott.

Auf dem Landeslandfrauentag geht es nach Angaben der Landfrauen-Sprecherin Berit Hartig vor allem um die Frau und darum, wie sich Frauen in Zukunft engagieren können. Auch wirtschaftliche Diskussionen stünden auf der Agenda. Landfrauliche Homosexualität oder moderne Partnerschaften seien hingegen nicht Diskussionsgegenstand. Da es festlich zugehen soll beim Landeslandfrauentag wird jedoch zunächst das Landfrauenlied „Ich bin eine Landfrau“ von Landfrauen-Dichterin Heike Schrader angestimmt: „Sich einzusetzen, wenn es sein muss auch mit Mut“, heißt es programmatisch in dessen Refrain, worauf sich in ungebrochenem Selbstbewusstsein der Vers „Ich bin eine Landfrau, und das ist gut“ reimt.

Der Weltlandfrauentag wurde 1995 von der UNO-Frauen-Weltkonferenz in Peking ins Leben gerufen – mit dem Ziel, die Arbeit der Landfrauen und deren Bedeutung darzustellen. Gut 300 Landfrauenorganisationen sind dem Weltlandfrauenverband bereits beigetreten, insgesamt zählt er neun Millionen Mitgliedsfrauen: Hauptsächlich gehören sie land- und hauswirtschaftlichen Berufsgruppen an. Die Landfrauentätigkeit wird hingegen neben dem Job wahrgenommen: „Wir arbeiten alle ehrenamtlich“, sagte die Vorsitzende des Landfrauen-Kreisverbandes Hannover, Ilona Alten, „da können wir nicht auch noch einen Welttag feiern. Wir engagieren uns lieber auf lokaler Ebene.“ taz/dpa