: Land und Leute
„Gaijin“, Ausländer, haben Seltenheitswert in Japan. Wer aber ist Tanaka Taro, der japanische Otto Normalo? Gebhard Hielscher bringt uns seine Gewohnheiten und Kultur näher. Der deutsche Journalist lebt seit 25 Jahren in Tokio. In 92 Stichwörtern vermittelt Hielscher Grundkenntnisse über Land und Leute.
Japanischer Patriotismus. Über alle politischen Gegensätze hinweg verbindet die Japaner ein starkes Bewußtsein gemeinsamer Identität. Es hat viele Wurzeln, etwa die Insellage, die manche Japaner dazu verführt, alle möglichen Dinge für japanisch zu halten, von denen sie nur nicht wissen, daß es sie auch woanders gibt. Viel Allgemeinwissen über die eigene Kultur, die Pflege traditioneller Bräuche und Künste, eine nur von wenigen Ausländern beherrschte und daher fast exklusive Sprache, aber auch die eigenwilligen Eß- oder Badegewohnheiten schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Japaner von anderen Völkern abgrenzt.
Arbeitnehmer nennen sich Salarymen, Gehaltsempfänger. Das weibliche Gegenstück ist die OL (von Office Lady, Bürodame). Übrigens wurde das deutsche Wort „Arbeit“ ebenfalls ins Japanische übernommen, wobei es eine doppelte Verwandlung erfuhr: Man spricht von Arubaito und meint damit Gelegenheitsarbeit.
Pflanzen: Was auf unseren Speisekarten Menu I, II und III heißt, liest sich auf japanisch Matsu (auch Sho) gesprochen; Kiefer), Take (auch Chiku; Bambus) und Ume (auch Bai; Pflaume). Matsu ist das teuerste Gericht, Take liegt in der Mitte, und Ume ist das billigste. Diese Shochikubai-Bewertung wird auch in anderen Lebensbereichen angewendet.
Architektur: Die Spannbreite japanischer Baukunst reicht von der archaischen Pfahlbauweise der Shinto-Schreine, deren Ursprünge in der Yayoi-Zeit (3. Jh. v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.) liegen, bis zum 1991 eingeweihten Neuen Rathaus von Tange Kenzo in Tokios Wolkenkratzerviertel Shinjuku. Mit dem Buddhismus gelangten im 6. Jahrhundert über Korea chinesische, koreanische und indische Stilformen nach Japan, die besonders den Tempelbau prägten.
Namen: Bei der Namensgebung haben japanische Eltern viel Freiheit, solange sie sich an die etwa 2.000 Standardschriftzeichen oder die zwei Silbenschriften halten. In der Regel wählen japanische Eltern aber Namen, deren Schriftzeichen oder Aussprache Glück, Gesundheit, Stärke, Reichtum, Schönheit oder sonst irgend etwas Positives verheißen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen