: Lagerfeuer ohne Rüstungsmüll
Bonn (afp) — Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) hat am Montag einen sofortigen Stopp für die offene Verbrennung von chemischem Rüstungsmüll gefordert. Wolfram König vom BUND-Arbeitskreis Altlasten kritisierte gestern in Bonn die „mittelalterlichen Methoden“ der derzeitigen Entsorgungstechniken von Munition oder Sprengmitteln. Es würden Milliarden in die Rüstung investiert, aber bei der Entsorgung der hochgiftigen Stoffe schwebe allen Beteiligten wohl eine „Null-DM-Lösung“ vor. Der chemische Rüstungsmüll werde in der Regel offen verbrannt, ohne jede Filtertechnik und „unter Umgehung üblicher Genehmigungsverfahren“, kritisierte BUND-Rüstungsexperte Michael Mehnert. Das Militär genehmige sich die Anlagen auf eigenem Gebiet selbst. Aus Zündern fiele hochgiftiges Quecksilber an. Zudem gelangten beim Verbrennen des Militärmaterials giftige Stickoxide und Schwermetalle direkt in die Luft. Viele Kampfmittel enthielten zudem chlorierte organische Verbindungen, bei deren Verbrennung hochgiftige Dioxine freiwürden. Vordringlich sei die Lösung der Entsorgungsfrage von chemischem Rüstungsmüll, sagte König. Die Kapazitäten der Verbrennungsanlagen von 3.000 Tonnen pro Jahr in der alten BRD seien zur Zeit völlig überlastet. Denn allein die Restbestände der Nationalen Volksarmee (NVA) beliefen sich auf 300.000 bis 400.000 Tonnen Rüstungsmüll, zuzüglich etwa einer Million Tonnen aus den Beständen der ehemaligen Sowjetarmee in Ostdeutschland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen