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Lafontaine vor Kohl

■ Umfrage nach möglichem gesamtdeutschen Kanzler

Hamburg (afp) - Vier Wochen nach der Volkskammerwahl mit dem sensationellen Erfolg der CDU liegt SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine in der Gunst der DDR-Wähler klar vor Kanzler Kohl. Das ist das überraschende Ergebnis einer Umfrage des Dortmunder Meinungsforschungsinstituts „Forsa“ im Auftrag von 'Bild am Sonntag‘.

Auf die Frage, „Wen würden Sie in einem vereinigten Deutschland als Kanzler vorziehen?“, nannten 46 Prozent Lafontaine, nur 24 Prozent Kohl. 30 Prozent der mehr als 1.000 wahlberechtigten Befragten sagten, sie wüßten es nicht.

Sogar bei den Wählern der Allianzparteien hat Kohl mit 56 Prozent keine volle Unterstützung. 17 Prozent zögen seinen SPD-Konkurrenten vor. Hinter Lafontaine stehen umgekehrt 79 Prozent der SPD-Anhänger, nur drei Prozent sind für Kohl. Bei den Wählern der PDS liegt Lafontaine mit 71 Prozent vorne, null Prozent für Kohl. Forsa-Chef Manfred Güller erklärt diesen scheinbaren Erdrutsch mit der Verunsicherung der DDR-Bürger über den Umtauschkurs. Die CDU würde deshalb heute weniger Stimmen bekommen als am 18. März. Sie liege dennoch immer noch deutlich vorn, nicht aus Sympathie, sondern weil sie weiter für politisch kompetenter gehalten werde als die anderen Parteien, vor allem die SPD.

Denn nur 35 Prozent der Befragten glauben zur Zeit an die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage, 26 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. 51 Prozent befürchten, daß sie in den nächsten Jahren ihren Job verlieren könnten, obwohl 47 Prozent an eine wirtschaftliche Verbesserung noch in diesem Jahr glauben.

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