: Lafontaine läßt nach Uran schürfen
■ Im bayerischen Fichtelgebirge baut die „Saarberg Interplan Uran GmbH“ den größten Uranstollen der BRD
Berlin (taz) - Wie kommt es, daß die saarländische Landesregierung, deren Ministerpräsident Oskar Lafontaine als erklärter Gegner der Atomenergie auftritt, im bayerischen Fichtelgebirge an der Uransucher beteiligt ist? Eine delikate Angelegenheit, bestätigt Lafontaines Pressesprecherin Maria Zimmermann, die vom Saarland „weder gewollt noch begrüßt“ werde, zur Zeit aber auch nicht verhindert werden könne. Das Saarland ist an der „Saarberg Interplan Uran GmbH“ (SIPU) beteiligt. Seit drei Jahren bereitet die SIPU im Fichtelgebirge den größten Uranabbau in der Bundesrepublik vor. Gestern abend berichtete das ARD–Fernsehmagazin Kontraste: 130 Meter unter dem 80–Seelen–Dorf Großschlappen treibt die SIPU Stollen in den Granit. Obwohl offiziell nur geforscht wird, brennt das erste angereicherte Uran aus der Grube „Christa“ schon in deutschen AKWs. Das Fichtelgebirge ist voll von Abraumhalden, bei denen der Geigerzähler bisweilen höher ausschlägt als im Sicherheitsbereich eines AKW. Die SIPU ist weltweit tätig. Zusammen mit anderen Uranfirmen exploriert sie in Australien, Kanada, in Afrika und den USA. Das Saarland erhält einen Anteil von 26 Prozent bei der „Saarbergwerke AG“, den Rest hält der Bund. Mit dieser Sperrminorität kann Lafontaine bei der Saarberg– Tochter SIPU jedoch nur neue Beteiligungen verhindern, so geschehen 1986, als die SIPU in den USA eine Urangrube erwerben wollte. Ein laufendes Geschäft wie in Großschlappen läßt sich hingegen nicht beeinflussen. Den Saarländern wäre es am liebsten, wenn die Saarbergwerke sich von Töchtern wie der SIPU trennen würden, zumal sie „ständig Verluste erwirtschaften“. Eine entsprechende Bereinigung solle demnächst vorgeschlagen werden, hieß es in Saarbrücken.
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