: Lafontaine bestätigt Saarstahl–Entlassungen
■ Belegschaftsabbau auf 9.000 / taz– Meldung jetzt offiziell
Ministerpräsident Oskar Lafontaine gab gestern im saarländischen Landtag offiziell bekannt, daß beim mehrheitlich landeseigenen Unternehmen „Saarstahl Völklingen“ (ehem. Arbed) rund 3.900 Beschäftigte entlassen werden. Die Belegschaft soll damit auf gut 9.000 verringert werden. Damit bestätigte der SPD–Politiker jetzt Meldungen der taz vom 18.11. Bis zum Jahresende sollen 1.100 Arbeiter und Angestellte ihren Hut nehmen, später dann zusätzlich 2.800. Eine“Stahlstiftung Saarland“ solle sich um die ausgeschiedenen Saarstahl– Beschäftigten kümmern. Der Ministerpräsident begründete die schlechte Finanzlage un ter anderem mit dem stark gesunkenen Dollarkurs, der den Stahlexport weniger konkurrenzfähig, den Stahlimport dagegen verbilligt hat. Die Modellrechnungen des Konzerns für das Geschäftsjahr seien von einem Kurs von 2,80 DM ausgegangen, während er jetzt 2,00 DM koste. Deshalb liege der Weltmarktpreis nicht wie veranschlagt bei 859 DM / Tonne Stahl, sondern bei 767 DM. Insgesamt müsse man im laufenden Jahr einen Mindererlös von 265 Millionen DM verkraften, dies sei ohne Bundeshilfe nicht möglich. Da dies nach Ansicht Lafontaines kein spezielles Saarstahl–Problem ist, dürfe die Bundesregierung hier keine Laisser– faire–Politik an den Tag legen. Das Saarland habe für das laufende Geschäftsjahr bereits 350 Millionen DM aufgewendet, womit man die finanziellen Möglichkeiten „überzogen“ habe. Lafontaine hatte in Sachen Saarstahl am Dienstag ein Gespräch mit Kanzleramtsminister Schäuble, bei dem es auch um die Zukunft der mehrheitlich bundeseigenen Saarbergwerke AG ging. Auf die Frage, ob der Bund die Schließung von einem der sechs konzerneigenen Kohlegruben im Saarland plane, habe er keine befriedigende Antwort erhalten. Im Energiebericht der Bundesregierung war eine Konzentration auf weniger aber profitablere Gruben angekündigt worden. Ulli Kulke
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen