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■ EditorialLängst versöhnt?

„Nach einigen Generationen kann auch ein Aba ... stolz sein auf die Kultur der Kaduna ...“, sagt Wole Soyinka in dem Gespräch auf diesen Seiten mit seinem nigerianischen Schriftstellerkollegen Biyi Bandele-Thomas, und er spricht damit die, wie es scheint, entscheidende Identitätsfrage einer neuen Moderne an. Waren die Kroaten je stolz auf die Kultur der Serben oder bosnischen Muslims? Und wie tragfähig ist so ein Stolz für die gemeinsame Identität in einer Nation oder in einem gemeinsamen Staat? Sind protestantische Nordiren inzwischen Teil einer irischen Kultur und katholische Nordiren Teil der schottisch-englischen Tradition ihrer protestantischen Nachbarn?

Wieviel Geschichte braucht man, um zu erinnern, wieviel, um zu vergessen? Und wieviel gezielte Mißinformation und Zensur – durch Schulen, Medien und Literatur – findet statt, die die Heilung tiefer Wunden – und in wessen Interesse – verhindert? Mit diesen Fragen beschäftigen sich alle vier Beiträge der heutigen Auswahl von Index on Censorship (Heft 7/8).

In der nächsten Auswahl, am 30. Oktober, werden Beispiele solchen BürgerInnen(un)willens vorgestellt. Außerdem wird die Funktion der Sprache selbst, Loyalitäten zu bilden und abzugrenzen, diskutiert.

Uta Ruge/London

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