: Lähmung im Kartell
■ Opec streitet über Ölförderung 1993/ Wieder Produktionssenkung angestrebt
Wien (AP) – Der Streit um die Ölförderung im ersten Quartal 1993 stand gestern im Mittelpunkt der Wiener Herbstkonferenz des Erdölkartells Opec. Am Vormittag des zweiten Konferenztages trafen die Minister der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) zu Einzelgesprächen zusammen, bei denen die für einen Anstieg des Ölpreises erforderlichen Produktionsbeschränkungen erörtert wurden. Wegen einer weltweit schwachen Nachfrage liegt der Ölpreis derzeit mehr als zwei Dollar unter dem Opec- Richtpreis von 21 Dollar je Barrel.
Der saudiarabische Ölminister Hischam Naser lehnte es ab, Journalisten in Wien die Haltung seines Landes zu erläutern. Wenn Saudi- Arabien, der größte Opec-Produzent, sich nicht zu einer Kürzung seiner Förderung bereitfindet, gelten die Chancen für eine Verknappung des Angebotes und damit für einen Preisanstieg als äußerst gering.
Ein iranischer Gewährsmann sagte, das Hauptproblem sei die Uneinigkeit der Opec-Mitglieder über den Verteilungsschlüssel für eine eventuelle Fördersenkung. Das für dieses Quartal vereinbarte Opec-Förderlimit von 24,2 Millionen Faß wird von den Staaten des Kartells wie schon in der Vergangenheit nicht eingehalten.
Angesichts der Konjunkturflaute in den wichtigen Industrieländern erwartet die Opec einen leichten Rückgang des weltweiten Ölverbrauchs. Wie ihr Generalsekretär Subroto am Mittwoch abend mitteilte, wird der Weltölbedarf 1993 vom Marktüberwachungsausschuß auf 63,35 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag geschätzt. 1992 liegt der Verbauch bei 64,8 Millionen Barrel. Der Anteil der Opec-Länder am Verbrauch 1993 wird auf 24,9 Millionen Barrel (1992: 23,7) geschätzt.
Für das 1.Quartal 1993, in dem der Ölkonsum wegen der kalten Witterung am höchsten sein wird, erwarten die Opec-Experten einen Tagesverbrauch von 66,48 Millionen Barrel, davon 25,64 Millionen aus Opec-Förderung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen