: Ladehemmungen im System
Nicht nur die Automaten streikten in der AWD-Arena, sondern auch Hannovers Angriffsbemühungen. Aus sicherer Defensive heraus ergaunern die verletzungsgeplagten 96er dennoch ein 2:2 gegen Hertha BSC
„Hut ab vor dem 96-Publikum. Es ist sehr belastungsfähig.“ Herthas Manager Dieter Hoeneß flüchtete in die Welt der Ironie um das 2:2-Unentschieden bei Hannover zu verkraften. Grund dazu hatte er genug. Was weniger an Hannovers defensiver Spielweise lag, auf die er abzielte, sondern vielmehr an der misslungenen Chancenauswertung der Berliner Offensivkräfte.
So war es Michael Tarnat, der zwei Minuten vor dem Abpfiff Hannover 96 vor einer Heimpleite bewahren konnte. Die personell geschwächten 96er feierten das 2:2 gegen Hertha BSC nach einem 0:2-Rückstand dann auch wie einen Sieg. „Wir können mit dem Unentschieden leben. Wenn man kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt und den Spielverlauf sieht, muss man damit zufrieden sein. Es war kein überragender, aber vernünftiger Saisonstart“, kommentierte 96- Trainer Ewald Lienen.
Fast eine Stunde lang hatte sein Team große Probleme, trotz der lautstarken Unterstützung von 40.473 Zuschauern die Initiative zu übernehmen. Das Wissen um neun Dauerverletzte und fehlende Alternativen auf der Bank hemmte den Offensivdrang. „Wir wollten zunächst kompakt stehen“, erläuterte Nationalspieler Thomas Brdaric die defensive Grundausrichtung der Gastgeber. „Wir haben erstmals in dieser Formation gespielt. Das merkte man der Mannschaft an“, sagte Lienen.
Hertha-Spielmacher Marcelinho (49.) verwandelte einen umstrittenen Strafstoß, und Artur Wichniarek (54.) legte zum 2:0 für Hertha nach. Danach vergaben Marcelinho und Rafael beste Konterchancen, was Hannover durch die Tore von Christoph Dabrowski (66.) nach Vorarbeit von Brdaric und Tarnat bestrafte. „Kompliment an meine Mannschaft. Sie hat nach dem 0:2 gut reagiert und Moral bewiesen“, meinte der Coach.
Zumindest konnte Hannover sich so mit einem Punktgewinn für die Ladehemmung der Aufladestationen in der AWD-Arena entschuldigen. An den Automaten, die den Fans die bargeldlose Bestellung von Bier und Würstchen ermöglicht, kam es aufgrund eines Systemausfalls zu langen Wartezeiten. Wenn das Team um Ewald Lienen weiterhin so defensiv agiert, sollte der Bierausschank flüssig laufen. TAZ/DPA