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Archiv-Artikel

LONG PLAYING RECORD Jukebox - Der musikalische Aszendent

Thelonious Monks Drehmoment

Schlippenbach besteht darauf, dass Free Jazz swingt. Anders als viele seiner Kollegen hat er keine Berührungsängste mit dem Namen „Jazz“. Im Gegenteil! Der Pianist und Komponist Alexander von Schlippenbach kennt sich mit den unterschiedlichen Herangehensweisen von Interpreten und Improvisatoren sehr genau aus. Deshalb sieht er auch nur begrenzt Möglichkeiten einer Synthese zwischen Neuer Musik und Free Jazz. Bei Thelonious Monk (1917–1982) geht es ihm um ein Werk, das wie ein „erratischer Block“ in der Geschichte steht – 59 Stücke zählt Schlippenbach zum „Gesamtwerk Monk“, das gerade vom Züricher Intakt-Label veröffentlicht worden ist (erhältlich über www.intaktrec.ch). Den gesamten Monk hat Schlippenbach schon in unterschiedlichsten Besetzungen aufgeführt – genau genommen beschäftigt er sich seit seinem Studium an der Kölner Musikhochschule mit dem Werk des revolutionären Jazzpianisten. Mit der Band Die Enttäuschung führt er die große Unternehmung quasi als mobile Casino-Version auch in risikofreudigen Clubs und bei engagierten Festivals auf. Neben Bassklarinettist Rudi Mahall, dem Superstar der aktuellen deutschen Impro-Szene, spielen in der Hausband von Schlippenbachs Monk-Projekt, Die Enttäuschung, der Trompeter Axel Dörner, Jan Roder (Bass) und Uli Jennessen (Schlagzeug). Wenn diese Band alles von Monk aufführen wollte, würde das Konzert etwa fünf Stunden dauern. Mit Evan Parker und Paul Lovens spielt Schlippenbach seit über 30 Jahren ausschließlich Free, mit dem Berlin Contemporary Jazz Orchestra hat er aktuelle Werke zeitgenössischer Jazz-Komponisten interpretiert – Monk ist das Bindeglied. Richtig schwärmen kann Schlippenbach vom „rhythmischen Drehmoment“ bei Monk, und bunte Plakate ließ er drucken, die auf die Aufnahmen für „Monk’s Casino“ hinweisen, die vor einem Jahr im Berliner Jazzclub A-Trane stattfanden. CHRISTIAN BROECKING