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LEUTE VON HEUTE

 ■  Klatsch von gestern

Angeblich konnte es keiner mehr hören und trotzdem redeten alle nur über das eine, als Alt-Sozi Harry Ristock am Samstag zu seinem alljährlichen Gartenfest einlud. Angesichts des ständigen Ausstiegsgerede der AL, klagte die der AL nahestehende Schulsenatorin Sibylle Volkholz, würde sie von vielen Beamten ihrer Verwaltung gar nicht mehr ernstgenommen: Wer wüßte denn, wie lange sie noch im Amt sei? Und von Thomas Rogalla, Pressesprecher der AL -Umweltsenatorin Michaele Schreyer wurde erzählt, er habe sich für die Zeit nach der Koalition schon abgesichert und seinen Wechsel in den SFB-Hörfunk klargemacht.

Die gute Laune wollte sich von diesen Aussichten angeblich keiner verderben lassen. SPD-Fraktionschef Ditmar Staffelt, neuerdings um dreizehn Kilo schlanker und deshalb nach eigenen Worten „noch aggressiver“, ließ sich gerne von Volkholz das Würstchen vom Teller klauen und lobte die Ex -GEW-Chefin, weil sie sich jetzt endlich mal mit ihrer Gewerkschaft angelegt habe. Zu fortgeschrittener Abendstunde klärte Staffelt seine AL-Kollegin Renate Künast sogar über das Tragische in der rot-grünen Haßliebe auf: „Weißt Du, was mein Problem ist? Mein Problem ist, daß ich Euch eigentlich mag. Aber“, fuhr Staffelt nach einer Kunstpause fort, „ich muß auch die Realität sehen. Und die sieht so aus, daß wir von unseren Wählern wegen der Koalition mit Euch ständig beschimpft werden.“

Staffelts lose Rede drang nicht an die Ohren von Walter Momper. In einem Interview der Illustrierten 'Bunte‘ hatte der jetzt nämlich genau das Gegenteil verkündet: Rot-Grün habe bundesweit „immer noch Zukunft“, weil die Wahlen in Niedersachsen gezeigt hätten, daß „die Wähler eine solche Kombination wollen“. Doch der Regiermeister war nur eine kurze halbe Stunde unter den Laubenpiepern und mußte dann gleich weiter zum Katholikentag und „beten“, verriet sein Sprecher Werner Kolhoff. Ob er höheren Beistand für den Fortbestand der Koalition erflehte, wurde nicht überliefert. Weniger tragisch und sicher kein Verhängnis war das Fehlen jeglicher CDU-Prominenz in Ristocks Garten: Die Anwesenheit von PDS-Chef Gregor Gysi sei die Ursache, munkelten die Gäste. Über dessen Dasein erregte sich aber auch der eine oder andere altgediente Genosse, während der künftige SPD -Bürgermeister von Ost-Berlin, Tino Schwierzina, keine Berührungsängste hatte. In einer Ecke wechselte er mit Gysi freundliche Worte.

Nicht aus Kommunistenangst, sondern auf Abraten der Ärzte, fällt ein anderer Besuch vorerst ins Wasser: Der von Ronald Reagan in Berlin. Am 12. Juni 1987 hatte er vor dem Brandenburger Tor den Abriß der Mauer gefordert. Genau drei Jahre später wollte der mittlerweile 79 Jahre alte Witzbold die Folge seiner wie üblich unbedachten Worte besichtigen und erneut eine Rede halten. Nicht auszudenken, welche weltpolitischen Verwicklungen Reagans Rede diesmal ausgelöst hätte - hätten ihn diesmal nicht die Folgen einer Darmkrebsoperation jenseits des Atlantiks gehalten.

Marianne

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