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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Lebensfremdes dogmatisches Denken

■ betr.: „Letzte Ausfahrt Homo-Ehe“, taz vom 28. 5. 15

Was will die katholische Kirche? Etwa, dass Homosexuelle, wie es früher häufig der Fall war, eine Scheinehe eingehen? Oder vielleicht, dass sie, wie es auch häufig der Fall war, Priester werden?

Warum eine Realität ignorieren, die es immer gegeben hat, nur lange Zeit totgeschwiegen wurde? Was ist besser für ein Kind: in einer möglicherweise verlogenen Mutter-Vater-Familie groß zu werden oder mit offenen, vielleicht glücklichen homosexuellen Eltern aufzuwachsen?

Die Kirche hat in der Vergangenheit mit ihrem teilweise lebensfremden, dogmatischen Denken viel Leid geschaffen und Menschen in eine Lebenslüge gezwungen. Mit dieser Tradition sollte sie brechen.

WERNER ARNING, Mörfelden-Walldorf

Dicke Hose

■ betr.: „Verwirrungen in Athen“ u.a., taz vom 26. 5. 15

da haben wir nun seit einiger zeit eine (zum teil) sozialistische regierung in griechenland, und wodurch fällt diese bezüglich der schuldenproblematik auf: durch eine finanzaußenpolitik, die zu recht den neoliberalen ezb-/ iwf-/wb-mainstream geißelt, aber damit auch ablenkt von einer finanzinnenpolitik, die anscheinend darauf verzichtet, energisch die vermögenderen griechInnen anzugehen. liegt es daran, dass alle führenden „genossInnen“ aus der oberschicht stammen oder mit dieser (ehelich) verbandelt sind? jedenfalls, wer in frankfurt, brüssel und new york schuldenpolitisch auf dicke antikapitalistische hose macht, von dem erwarten wir das auch in athen!

EBERHARD B. PLÜMPE, Bremen

Könnte egal sein

■ betr.: „Letzte Ausfahrt Homo-Ehe“, taz vom 28. 5. 15

Es sind freilich Aussagen wie die des Kardinals Pietro Parolin, die eine Niederlage für die Menschheit darstellen. Und einen weiteren Schritt vorwärts im Niedergang einer lebensfremden römisch-katholischen Kirche.

All das könnte eigentlich egal sein, geht doch die Aufklärung auch heute durchaus mit der Zeit, wie die Iren eindrücklich bewiesen haben.

Doch es gibt Millionen von Menschen, die spirituell weniger unabhängig und frei sind, denen mit einer in Wahrheit unchristlichen Exegese durch die Verkündigung des Wortes Gottes durch Vertreter von Menschen Gnaden die Hoffnung auf ein glücklicheres, erfüllteres Leben verbaut bleibt.

IRA BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Der Union über die Füße fahren

■ betr.: „Schwesig: Homo-Ehe wird nichts“, taz vom 26. 5. 15

SPD, Grüne und Linke besitzen im Parlament zusammen acht Stimmen mehr als CDU und CSU. Vereint gibt es eine linke Mehrheit. Vereint lässt sich die Gleichstellung beschließen.

Möchte sich die SPD einen erneuten Linksrutsch der Union wirklich anschauen? Die Gleichstellung der Ehe, aus der Tradition eines der Kernthemen der Sozialdemokratie und der Linken im Allgemeinen, regungslos an die Union abgeben? Was dann passiert, hat sich beim Ausstieg aus der Atomenergie gezeigt. Wieso schauen wir der Union wieder zu, wie sie sich selbst weichspült? Es ist Zeit, der Union über die Füße zu fahren. Es hätte einen Hauch von Revolution, den Deutschland so lange nicht mehr gerochen hat. Und natürlich würde dieses Spektakel zu einem gewaltigen Aufschrei im Regierungsviertel führen. Aber mit Blick auf die aktuellen NSA-Querelen der Koalition liegt doch nichts näher als genau das: eine bunte Revolution im tristen Berliner Regierungsviertel. Hat nicht jeder den Traum von einem Deutschland ohne Steffen Seibert und Angela Merkel an der Spitze? DAVID PRINZ, Köln